Der Donauradweg: Bratislava-Györ-Estergom

Neues Land, gleicher Donauradweg! Es geht ins 230km entfernte Budapest, doch erst müssen wir die löchrigen, wackeligen und bewucherten Fahrradwege meistern. Langos, Thermalbäder, Störche und Donaubaden!

Der Donauradweg: Bratislava - Györ - Estergom

03.08.2020

Eine Woche in der slowakischen Hauptstadt Bratislava ist sehr schnell vergangen und wir sind womöglich durch jedes kleine Gässchen spaziert, dass es in der Altstadt gibt. Heute soll unsere Reise weitergehen und wir beschlossen, die nächste größere Hauptstadt ins Auge zu fassen. Wenn man entlang der Donau weiter fährt, gelangt man nach circa 230km nach Budapest. Wir sind schon so weit gekommen, warum also nicht noch ein kleines bisschen weiter?

Auf dem Weg dorthin teilt die Donau die Slowakei und Ungarn. Man kann also entscheiden, auf welcher Seite man fahren möchte. Da wir nicht wirklich mehr als Bratislava von der Slowakei gesehen haben, wollten wir hauptsächlich auf der slowakischen Seite fahren, um auch kleinere Dörfer des Landes zu erkunden.
Für den ersten Stop suchten wir uns eine kleinere Stadt auf der Landkarte aus, die einen Campingplatz hatte, packten unser Gepäck und fuhren los.

Um aus der Stadt herauszufinden und auf den Donauradweg zu gelangen, war es etwas mühsam. Es gab eine Baustelle und dort verloren sich die Schilder, sodass wir uns verfuhren, bis wir letztendlich auf dem richtigen Weg gelangen. 

Bereits nach der ersten Stunde fing es an zu regnen, doch wir waren bestens darauf vorbereitet, zogen unsere Ponchos an und genossen den Wetterumschwung. Ja, man lernt wohl doch aus vorherigen Fehlern, ein zweites Mal vergessen wir nicht, dass wir einen Poncho dabei haben!

Die Umgebung entlang des Weges war genauso schön, wie bisher in Österreich auch, doch man konnte Unterschiede feststellen. Es gab heute zum Beispiel keine Fahrradreparaturstation, keine Möglichkeiten die Wasserflasche aufzufüllen und auch die Dörfer, durch die wir fuhren, waren anders.

Sehr gut, dass man merkte, in einem anderen Land zu sein! Das Wasserproblem lösten wir ganz einfach, indem wir Leute vor ihren Häusern oder in ihren Gärten darum baten, unsere Flaschen aufzufüllen. Jeder tat dies mit einem Lächeln und so kamen wir sogar mit den Einheimischen in ein kleines Gespräch. Man braucht einfach nur nachfragen und jeder hilft dir mit einem Lächeln im Gesicht!

Auch gab es viele Obstbäume auf dem Weg, die entlang der Straße bepflanz waren. Wem gehören die eigentlich? Den Leuten, die dahinter wohnen oder der Stadt? Ob wir naschten? Was denkst du denn!

Es scheint, dass wir mittlerweile fitter geworden sind. Denn als unsere Abzweigung in Richtung des heutigen Campingplatzes kam, entschieden wir, dass wir noch weiter fahren möchten. Der nächste Ort war jedoch eine kleine Stadt auf der ungarischen Seite des Flusses. Mitten auf der Fahrt gab es also eine Planänderung, heute fahren und schlafen wir doch nach Ungarn!

Genau diese Spontanität und Freiheit ist absolut fantastisch und macht süchtig. Nichts vorher gebucht zu haben gab uns die Möglichkeit, nach Gefühl und Laune unsere Pläne jederzeit zu ändern! 

Planänderung: heutiges Ziel „Györ“

Es war eine kleine Herausforderung, um in die ungarische Stadt Györ zu gelangen. Der Weg wurde nicht nur schlechter, sondern die Beschilderung des Weges ließ nach. Auf der ganzen Fahrt hatten wir bisher nie unser GPS am Handy benutzt, um während der Fahrt nach dem Weg zu schauen. Doch heute mussten wir es sogar mehrmals tun. Auf Google Maps gab es jedoch keinen angegebenen Fahrradweg in Ungarn und auch nicht in der Slowakei also musste eine andere Karte her.

Besonders der Weg über die Grenze war nicht nur kompliziert zu finden, sondern auch für Fahrradfahrer überhaupt nicht brauchbar. Es gab keinen Radweg und nur eine enge Fahrbahn, auf der ein LKW nach dem anderen vorbeiratterte. Dieser Weg war der gefährlichste, den wir bisher hatten. So schnell und so konzentriert wie möglich absolvierten wir diese Strecke. Zentimeter genau rasten die Autos und Lastwagen an uns vorbei! Verschwitzt, aber erleichtert war es nach einigen Minuten aber vorbei.

Siehe da, wir sind in Ungarn! Ich hätte nicht erwartet, dass ich heute in einem neuen Land schlafe! Als Kind war ich ein paar mal in Ungarn doch wirklich daran erinnern kann ich mich nicht. 

Von der Grenze waren es noch circa 15km bis ins Zentrum von Györ. Die Stadt lag nicht direkt an der Donau und auch hier mussten wir unser GPS benutzen, um einen alternativen Weg zu finden. Denn auf den Hauptstraßen macht es sicher keinen Spaß zu fahren!

Tagesbilanz: 87km

Ihr könnt euch vorstellen, wie fix und fertig wir in Györ ankamen! Da alles ja spontan war und wir unterwegs keinen Campingplatz ausfindig machen konnten, gingen wir erstmal etwas essen, um dort in Ruhe nach einem Schlafplatz zu suchen. Heutzutage ist es so einfach spontan zu sein. Wir befinden uns bereits am Ziel und hier kann man einfach online etwas buchen und danach direkt in die Unterkunft fahren. Fantastisch!

Bei all diesen Möglichkeiten, warum sollten wir uns Sorgen machen, wo wir schlafen? Erstmal ankommen, dann weitersehen war unser heutiges Motto.

Unserer Recherchen ergaben, dass der Campingplatz außerhalb lag und mehr fahren wollten wir heute definitiv nicht, daher buchten wir uns ein Airbnb. Bis zum Check-In machten wir einen kleinen Stadtspaziergang und gingen danach k.o. ins neue Heim.

Fazit des Tages:
Wir sind fitter, die moderne Technik ist klasse und unsere Spontanität hat sich gelohnt!

04.08.2020 - 06.08.2020

Tatsächlich blieben wir drei weitere Tage in dieser kleinen Stadt Györ, denn die Arbeit rief, bevor wir weiter fahren konnten. Wenn man arbeitet und gleichzeitig reist, muss man oft vorarbeiten und sich die Zeit gut organisieren, damit man dann auch freie Tage zum erkunden hat. Das heißt dann auch, dass man mal mehrere Tage hintereinander mit Arbeit voll ist. Generell sind wir gut strukturiert und arbeiten einige ganze Tage pro Woche und an den anderen abends. So können wir am Besten reisen und beides erfolgreich kombinieren.

Von den neuen Eindrücken Ungarns und seinen Köstlichkeiten durften wir aber in diesen Tagen einiges testen: Quarknudeln, verschiedenste Strudelarten und Gebäcke.

Györ ist eine richtig schöne und gemütliche Kleinstadt und die Altstadt lädt zum bummeln ein. Es gibt viele kleine Geschäfte, Cafés und eignet sich perfekt für einen Spaziergang. Was mich in Györ aber am meisten wunderte, überraschte mich komplett. Sehr viele Leute können Deutsch sprechen! Die Frau, die uns in unserem Airbnb empfing redete direkt Deutsch mit mir, der Mann im Restaurant sprach perfektes Deutsch und die Dame in dem kleinen Café unterhielt sich prächtig mit uns. Man sagte, dass es nicht nur wegen der Nähe zu Österreich ist, sondern auch, weil die Firma Audi ein Werk in Györ hat, lernen die meisten unsere Sprache. Die Leute wollten sogar ihr Deutsch üben und sprachen sofort mit uns auf Deutsch, nachdem sie erfuhren woher wir kamen. 

Ob das in anderen Ortschaften in Ungarn auch so ist?

07.08.2020

Weiter geht es, zurück zur Donau und hoffentlich zurück in die Slowakei!

Die Qualität des Fahrradweges lässt definitiv nach! Damit meine ich, dass wir auf Kieswegen, durch Gras, auf Hauptstraßen und viele riesige Löcher fahren mussten. Der Donauradweg ist landschaftlich gesehen immer noch genauso schön, doch die Bedingungen des Weges erschweren die Reise und verlängern die Fahrtzeit. Wir fuhren die erste Zeit nur auf einem Kiesweg, was unglaublich anstrengend und langsam voran ging, denn der Kies war ziemlich tief und man musste aufpassen, dass man nicht wegrutschte. Auch das Gewackel, wenn man versucht vielen Löchern auszuweichen und doch immer wieder eins trifft, war ziemlich anstrengend.

Nach einer Weile hatten wir kaum Kilometer zurückgelegt und waren etwas frustriert, doch dann kam Langos!

Eine kleine Hütte in einem winzigen Dorf und eine nette ältere Dame die leckeren Langos verkaufte. Sie sprach weder Deutsch noch Englisch, doch wir unterhielten uns amüsant mit Händen und Füßen! 

Das wohl bekannteste Fastfood in Ungarn, ist eine art Fladenbrot, ein frittierter Teig, den man belegt oder unbelegt essen kann. Wir bevorzugen ihn traditionell mit Knoblauchsoße und Käse. Wie kann Käse und frittierter Teig nicht schmecken, oder? Täglich bräuchte ich es zwar nicht unbedingt, denn es ist echt fettig und daher beschwerte sich mein Magen später auch

Als wir zurück auf die slowakische Seite des Flusses gelangen, beschlossen wir hier halt zu machen. Obwohl wir nicht besonders weit gekommen sind, war es schon nachmittags und es sollte hier einen tollen Campingplatz mit einem Thermalbad geben. Den Nachmittag im Thermalbad ausklingen zu lassen, klang nach einem guten Plan!

Wir befanden uns in einer kleinen Stadt namens Komárno.

Wenn man auf dem Campingplatz übernachtet, bekam man eine Eintrittskarte, um kostenlos im gegenüberliegenden Bad ein und aus zu gehen. Es war heute so wahnsinnig heiß und daher sehr komisch, im warmen Wasser zu baden. Doch die Thermalbäder sind in der Slowakei, sowie in Ungarn sehr typisch. Wir passten uns an, schwitzten von der Hitze und vom Wasser, bis wir zu schläfrig wurden. 

Obwohl wir eigentlich direkt ins Bett hätten gehen können, gingen wir noch ins Zentrum von Komárno, aßen etwas und spazierten ein wenig, bis wir dann endlich schlafen gingen.

Denkst du nicht auch, dass dieses grenzenlose Konzept in Europa fantastisch ist? Mal die Probleme der EU beiseite gelegt, ist es nicht unglaublich schön von einem Land ins andere zu fahren, zu spazieren so oft du willst? Kein Warten und keine Mühe macht es! Wir gehen über eine Brücke und schon sind wir in einem anderen Land. Ein unglaublich schönes Gefühl, denn woanders auf der Welt, findet man das nicht! Mir wird das immer wieder bewusst, denn Tom kommt aus Chile. Um nach Argentinien zu fahren muss man oft Stunden an der Grenze warte, um ins nächste Land zu kommen. Es gibt viele Kontrollen und so fällt es ihm besonders immer wieder auf, wie toll es hier ist. Fast jedes Mal, wenn einfach nur ein Schild kommt „Willkommen in Österreich“, lächelt er und wiederholt, wie wunderschön das ist.

Fazit des Tages:
Ungarn hat nicht unbedingt so gute Fahrradwege aber der Langos macht alles wett. Europa wir lieben dich und deine symbolischen Grenzen!

08.08.2020

Wusstest du, dass es riesige Storchnester auf den Strommasten gibt?
Mehrmals durften wir den tollen Anblick der Störche sehen! Es ist etwas irreal und zugleich beeindruckend!

Heute stoppten wir unterwegs in einem wunderschönen Restaurant mit Blick auf die Donau. Genossen noch einmal die aller leckerste slowakische Knoblauchsuppe im Brotlaib und badeten unterwegs in der Donau. Sie war eiskalt, wahrscheinlich ziemlich schmutzig, doch wie kann man so lange an der Donau sein, ohne hineinzugehen?

Endlich war der Sommer angekommen und es war nun heiß! Also gibt es keine Ausreden mehr und wir nutzten die Gelegenheit, endlich!

Da es auf der slowakischen Seite keinen Campingplatz mehr gab, verabschiedeten wir uns, genossen den letzten Anblick und überquerten die Brücke ein letztes Mal in Sturovo nach Esztergom. Direkt am Donauufer, nur wenige Meter von der Brücke entfernt gab es nämlich einen Campingplatz.

Dieser Campingplatz war wunderschön, eine tolle Wiese mit Bäumen und perfekt, um sein Zelt aufzuschlagen. Aber die Sanitäranlagen waren die schrecklichsten, die wir bisher auf unserer Reise gesehen haben. Auf Zehenspitzen und mit geschlossenen Augen ging es raus und rein. Man konnte nur hoffen, ja nichts zu berühren während man sich duschte.

Zu erwähnen ist aber die unglaubliche Freundlichkeit zweier Mädels, die uns den Abend versüßten. Wir gingen in der Stadt spazieren, aßen etwas und wollten auf dem Rückweg im Campingplatz auf der Terrasse noch etwas trinken. Doch es war bereits geschlossen, da diese beiden Kellnerinnen schon aufgeräumt und die Kasse geschlossen hatten. Wir saßen uns dennoch auf die Bänke und ratschten im Dunkeln. Als die Mädels Feierabend machten und das Lokal verließen, brachten sie uns zwei Gläser mit Bier und meinten, das es aufs Haus geht. Sie hatten Mitleid mit uns und schenkten uns zwei Biere, als sie gingen! 

Fazit des Tages:
Wie freundlich, gut und positiv die Menschen doch allgemein sind, oder? Herrlich!



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert