Der Donauradweg: Krems-Tulln-Klosterneuburg
Was passiert eigentlich, wenn man sein Essen im Restaurant erst isst und dann nicht bezahlt? Warum trage ich seit Wochen einen Poncho mit mir herum, wenn ich ihn dann im Ernstfall vergesse? Kurz vor Wien passieren uns immer noch neue Dinge, die letzten Tage am Donauradweg!
Der Donauradweg:
Krems - Tulln - Klosterneuburg
07.07.2020
Der Campingplatz Krems war nicht besonders schön, aber es gab Platz, um draußen unter einem Dach zu sitzen, mit Strom und einem guten Internet.
Eigentlich wollten wir nur eine Nacht hier bleiben und für die weiteren drei Tage, an denen ich wieder arbeite, eine Wohnung suchen. Das Gleiche, das wir in Linz gemacht haben. Doch das Internet im Camping war so gut und es gab auch einen Aufenthaltsraum, in dem ich arbeiten könnte. Gestern war den ganzen Tag niemand dort, daher entschieden wir, uns das Geld für eine Wohnung zu sparen und hier im Camping zu bleiben. Etwas skeptisch war ich schon, ob es hier tatsächlich funktionieren würde, doch der Ersparnis ist es Wert, es zu probieren.
Ich bin mir nicht sicher, ob nur ich die Unterkünfte teuer finde, oder ob es ganz normale Preise sind und ich von meinen Reisen außerhalb Europas verwöhnt bin.
Doch circa 60-70€ für eine Nacht zu bezahlen, ist eben viel Geld. Oft bekommt man nicht mal etwas anständiges, was unsere Suche sogar erschwerte. Meistens ist das Zimmer klein, hat keinen Schreibtisch oder Arbeitsplatz und wenn ich nach der Internetgeschwindigkeit frage, bekomme ich oft keine Antwort.
Warum wir eine Wohnung für diese Arbeitstage brauchen? Strom, gutes Internet, sowie Ruhe. Bisher konnten die Campingplätze das nicht bieten und da wir bis spät nachts arbeiten, kann man es auch nicht in einem Café so lange aushalten. Dieser Campingplatz war der Erste, der unsere Bedingungen erfüllte.
09.07.2020
Heute hat mein Vater Geburtstag, also wurde auch er per Videoanruf angerufen und ihm herzlich gratuliert. Alles gute an den besten Vater!
Krems ist eine schöne Kleinstadt. Wir besuchten die Altstadt und spazierten durch die Gassen. Doch obwohl wir mehr sehen und machen wollten, arbeiten wir am Ende mehr als gedacht und besuchten weniger als wir vorhatten.
Gestern Abend nach er Arbeit wollten wir noch etwas essen gehen. Doch hier machen die Lokals so früh die Küche zu, dass wir von einem nach dem anderen abgewiesen wurden. Bis auf ein kleines, griechisches Lokal, dessen Besitzer uns noch etwas zubereiten wollte. Wir aßen also nach Küchenschluss und dann konnten wir nicht mit Karte bezahlen! Bargeld hatten wir nicht genug dabei und es gab auch keinen Automaten in der Nähe! Wie peinlich das war, wir konnten unser Essen nicht bezahlen!
Wir teilten dem Besitzer mit, dass wir nicht genug Geld dabei hatten. Er schmunzelte nur und meinte, dann kommt morgen vorbei und bringt das Geld mit. Mir war das so peinlich, doch am nächsten Abend kamen wir natürlich wieder ins Restaurant, aßen noch einmal und bezahlten alles mit Trinkgeld.
Oft ist es mir schon passiert, dass man in Deutschland zum Beispiel nicht mit Karte bezahlen kann. Warum, weiß ich nicht! Dadurch, dass ich seit Jahren nicht mehr in Deutschland lebe, bin ich es mittlerweile gewöhnt, alles mit Karte zu bezahlen und habe meistens nur ganz wenig Bargeld dabei. Im Gegensatz zu den meisten Deutschen, die das Bargeld lieben, genieße ich die Vorteile der Kartenzahlung! Immer wieder aber geht das nicht, was mich meistens nervt! Meiner Meinung nach, sollte jeder die Option haben zu bezahlen, wie er möchte. Aber vor allem jetzt mit Covid-19, ändert das sich ja anscheinend und Kartenzahlung ist meist erwünscht, was mich sehr freut!
Ist es dir schonmal passiert, dass du in einem Restaurant erst gegessen hast und dann nicht bezahlen konntest?
Fazit des Tages:
In Österreich gilt: Nur Bares ist Wahres! Wenn es Strom und gutes Internet gibt, kann man auch in einem Camping ein fleißiger, digitaler Nomade sein.
10.07.2020
Die Arbeit ist geschafft und es geht weiter! Da wir uns schon in der Nähe von Wien befinden, aber wir noch länger am Donauradweg unterwegs sein möchten, werden wir heute nur bis zum nächsten Camping fahren. Bis in die Stadt Tulln sind es 50km, die wir mit strahlendem Sonnenschein meistern dürfen.
Heute ist wahrscheinlich der heißeste Tag, seit wir unterwegs sind. Das Wasser lief uns buchstäblich am Körper hinunter! Doch über strahlenden Sonnenschein will ich mich nicht beschweren, der Sommer ließ lang genug auf sich warten! Außerdem sehne ich mich danach mal nicht nachts mit der Kälte kämpfen zu müssen.
Normalerweise folgen wir dem Donauradweg mal am Nordufer und mal am Südufer. Entschieden wird mit Hilfe von Empfehlungen, welcher Weg schöner sein soll. Ebenfalls achten wir darauf, auf welcher Seite unser Campingplatz liegt, um rechtzeitig eine Brücke zum überqueren zu benutzen. Eigentlich gibt es gar nicht zu viele Brücken. Vielleicht aber kommt es mir nur so vor, weil wir mit dem Fahrrad fahren und alles länger dauert. Bei den Brückenüberquerungen hat man immer einen Spektakulären Ausblick über die Donau und auf die Umgebung.
Auf der Strecke nach Tulln gab es unglaublich viele Blumen auf dem Weg. Alle Wiesen neben der Donau waren voll davon! Es duftete und sah wunderschön aus. Ein perfekter Sommertag mit einer perfekten Umgebung.
Als wir die Stadt Tulln erreichten fuhr man entlang eines wunderschönen Uferparks. Es gab viele verschiedene Sitzmöglichkeiten, viele Pflanzen und Blumen, Cafés, Bademöglichkeiten, Tennisplätze und vieles mehr. Richtig toll gemacht war der Weg in Tulln, bis zu unserem Campingplatz.
Der Camping befindet sich direkt hinter dem Aubad, ein See neben der Donau. Man muss einen Eintritt bezahlen, wenn man ihn besuchen möchte, doch die Tickets waren inbegriffen, wenn man im Campingplatz übernachtet. Sehr groß und eigentlich schön war unser heutiger Übernachtungsort, doch es gab nicht wirklich viel für Zelter. Die Zeltwiese war weit von den Sanitäranlagen entfernt, es gab keinen Aufenthaltsraum oder einen überdachten Bereich und ebenfalls keinen Strom. Eigentlich nur eine schöne Wiese.
Hier gab es sehr viele Dauercamper mit großen Gärten und schönen Hütten und Bungalows. Durch die Größe des Campings verlief sich Tom sogar einmal, sodass er wieder auf der Straße landete und den ganzen Platz umrunden musste, um wieder am Eingang hineinzukommen.
Nachdem wir das Zelt aufbauten gingen wir direkt zum Badesee, um eine Runde zu schwimmen. Das Wetter war heiß, aber das Wasser war ziemlich kalt. Der See war richtig schön hergerichtet und es gab sogar Beachvolleyballfelder. Gerne hätten wir gespielt, aber es war schon spät und der See machte bald zu, daher schwammen wir nur eine Runde und das wars.
Kurz nachdem wir vom Supermarkt wieder am Zelt ankamen und zu Abend essen wollten, zog es zu und es fing plötzlich an zu regnen. Den Abend mussten wir dann leider im Zelt verbringen. Und so schnell war es mit dem Sommertag vorbei.
Fazit des Tages:
Wir wollen Sommer!
11.07.2020
Hin und her überlegten wir, ob wir noch länger im Camping in Tulln bleiben sollen oder doch, wie geplant weiter fahren sollten. Es regnete nämlich die ganze Nacht und auch am Morgen sah man keine Verbesserung. Laut Wetterbericht sollte es den ganzen Tag weiter regnen. Wir hatten es nicht eilig, daher könnten wir einfach hier bleiben, doch was sollen wir hier bei Regen machen? Es gibt ja nicht mal einen Aufenthaltsraum, wir müssten also den Tag irgendwo drinnen verbringen.
Der Regen hörte für einen Moment auf und wir entschieden spontan zu packen und zu fahren! Vielleicht ist es ja nicht so schlimm und wir haben dennoch eine gute Fahrt. Nach Wien sind es von hier 36km, das sollten wir also schon schaffen!
Alles wurde Regendicht eingepackt und los ging’s!
Vor dem Camping gab es eine Luftpumpe, bei der wir unsere Räder prüfen und eventuell aufpumpen wollten. Nachdem Tom das Gerät anschloss, wurde die ganze Luft aus seinem Reifen hinausgeblasen. Ich musste so lachen, denn schwubs war sein Reifen komplett flach. Als er es schaffte, ihn wieder aufzupumpen und das Gerät abziehen wollte, passierte genau das Gleiche, der Reifen war wieder flach. Anstatt zu helfen stand ich schön daneben, kicherte und sah zu, wie sich die Szene mehrmals wiederholte.
Nach ein Paar Fehlversuchen klappte es dann aber und wir fuhren mit geprüften Reifen weiter.
Der Wetterbericht behielt recht und schon nach wenigen Minuten unseres Weges fing es an zu Regnen. Erst nur ein paar Tropfen und ich dachte, wenn nur das der heutige Regen ist, klasse! Doch so war es nicht und es schüttete und schüttete. Die Straßen waren heute leer und nicht wie letzten Samstag, voller Radfahrer. Niemand traute sich im Regen hinaus und wir hatten die ganze Strecke für uns. Zuerst war es eigentlich ganz witzig, mal mit Regen zu fahren, doch da der starke Regen nicht aufhörte waren meine Socken nass und ich wusste, dass meine alte Regenjacke auch nicht mehr lange durchhalten wird. Dann trafen wir auf ein paar andere Verrückte, die ebenfalls im Regen unterwegs waren, doch mehr Leuten begegneten wir nicht.
Also ein Regentag hier und da ist ja noch okay, aber man braucht definitiv eine bessere Ausrüstung, wenn man länger unterwegs wäre. Es geht nicht, dass man richtig nass wird unter der Kleidung und dann nass und verfroren ankommt. So ging es mir nämlich. Bei Ankunft war ich von Kopf bis Fuß nass. Meine Regenjacke hielt nicht und ich wurde auch Innen nass. Die Hose war natürlich nicht wasserdicht und von meinen Schuhen will ich gar nicht erst anfangen. (Sie sind schon um die Welt gereist und haben sogar Löcher. Ja ich sollte mich schämen und neue kaufen, habe ich aber einfach noch nicht gemacht.)
Toms Jacke war besser als meine und sein Oberkörper blieb halbwegs trocken. Doch bis nach Wien sind wir nicht gefahren, denn es war uns einfach zu viel und zu kalt. Im Camping Klosterneuburg, kurz vor Wien hielten wir also an.
Als wir uns in der Nähe befanden, bat ich Tom auf der Karte nachzusehen wohin wir müssen. Ich hatte in Erinnerung, dass wir irgendwo abbiegen mussten und ich wollte es nicht verpassen, um nicht unnötig noch länger im Regen zu sein. Vorab muss ich ohne angeben zu wollen hinzufügen, dass ich einen sehr guten Orientierungssinn habe. Ich kann mir automatisch merken, wenn ich schonmal wo war und wohin es geht. Einmal auf die Karte sehen reicht oft aus und ich kann den Weg aus dem Gedächtnis leiten. Warum, keine Ahnung, aber es ist sehr praktisch. Tom hingegen ist genau das Gegenteil. Er verläuft sich schon vor der Haustüre und geht gerne mal direkt am Haus vorbei ohne es zu bemerken, dass er schon am Ziel ist. Um nicht weiter darauf einzugehen, erzähle ich die Geschichte lieber weiter.
Tom sah also auf Google Maps nach, wohin es zum Camping geht, meinte wir müssten hier abbiegen und das taten wir. Ich fragte ihn ein zweites Mal, ob er sich sicher sei und ob ich nochmal nachsehen sollte, aber er war sich sicher. Wir überquerten einen Tunnel, indem wir die Fahrräder Treppen rauf und runter schieben mussten, fuhren einen steilen Berg hinauf, weiter an einer sehr befahrenen Hauptstraße entlang und wir kamen an. Wir kamen genau dort an, wohin uns Tom geleitet hatte. Dieser Ankunftsort nannte sich Friedhof.
Richtig gehört, wir waren an einem Friedhof, den er mit dem Campingplatz auf der Karte verwechselte. Unser tatsächlicher Campingplatz war nicht annähernd in dieser Richtung und wir mussten einen Umweg machen, um dorthin zurück zu finden.
Als er und ich feststellten, dass er sich vertan hat, musste ich so lachen! Nicht nur waren wir nass und kalt, sondern wir mussten auch den steilen Hügel hinauf! Wir lachten zusammen, ich schaute auf die Karte und führte uns ans tatsächlich Ziel.
Angekommen ließ ich mein Fahrrad stehen und ging direkt in die Dusche. Das ersehnte heiße Wasser half mir wieder auf die Beine und danach war ich zu weiteren Entscheidungen bereit.
Erst später ist uns eingefallen, dass wir noch Ponchos dabei hatten. Warum wir sie nicht benutzt haben, verstehe ich nicht! Reine Blödheit es zu vergessen! Das hätte tatsächlich geholfen und wir wären nicht so nass gewesen wie jetzt!
Der Regen verging immer noch nicht, also bauten wir das Zelt vor der Rezeption unter einem kleinen Dach auf und trugen es aufgebaut durch den Regen, bis zu unserem Platz. Alle Sachen platzierten wir im Zelt und wir gingen, jetzt mit Ponchos, in die Stadt. Ach, waren diese Plastiküberzüge gut! Man kann spazieren und wird kaum nass.
In Klosterneuburg fanden wir an verschiednen Ecken einen „Essbaren Garten“. Es war ein Pflanzenbeet mit Kräutern, Tomaten und anderen essbaren Pflanzen und Gemüse. Frei zur Verfügung und für die Öffentlichkeit. Was für eine klasse Idee!
Wir ließen uns von indischem Essen verwöhnen und nach einem kleinen Spaziergang durch Klosterneuburg verbrachten wir den restlichen Tag in einem Café und arbeiteten.
Tom bestellte sich eine Eisschokolade und der Kellner verhörte sich, sodass er einen riesigen Schokoladeneisbecher bekam! Viel gemeckert wurde aber nicht, wenn einem so viel Schokolade vor die Nase gesetzt wird, was soll man da schon sagen?
Fazit des Tages:
Die Entdeckung meines schön eingepackten Ponchos in der Tasche hätte den Tag definitiv verbessert! Bei strömenden Regen Fahrradfahren ist erst lustig dann aber zu nass und zu kalt. Auch wenn ich gerne mal die Arbeit der Wegesführung abgeben würde, geht das wohl nicht!