Ostsee – Die erste Reise seit Corona

Die erste Reise seit der Existenz von COVID-19 ist definitiv anders!
Nicht nur möchte ich euch über die tollen Ecken des „Sonnendecks der Ostsee“ berichten, sondern auch wie momentanes Reisen aussieht. Was ist anders, worauf muss man achten und ob die neue Erfahrung überhaupt komisch ist. 

Ostsee - Die erste Reise seit Corona

Fast zwei Monate ist es bereits her, seitdem wir aus Tansania zurückgekommen sind und uns seitdem hier in Deutschland befinden. Aufgrund des COVID-19 haben wir unsere Reise abgebrochen und hielten unsere Füße still. 
Bis jetzt.

Endlich ist es soweit und ein Lichtblick ist am Horizont erschienen. Ab dem 18.05. ist es in einigen Bundesländern wieder erlaubt, Urlaub zu machen und aus touristischen Gründen zu Reisen. Daher sind wir tatsächlich, am aller ersten erlaubten Tag losgedüst!

Während ich diesen Satz schreibe, muss ich ziemlich schmunzeln, denn es klingt total übertrieben! Gleich am ersten Tag wegzufahren und nicht noch ein bisschen abzuwarten. Dazu muss ich aber noch ein paar Details, die dahinter stecken, erklären.

Es war nämlich so, dass meine Eltern bereits seit Wochen, genau in dieser Woche Urlaub hatten. Zuerst waren sie sehr enttäuscht, den Urlaub zuhause verbringen zu müssen, denn verschieben konnte man ihn nicht. Aber wie der Zufall es wollte, verkündete der Staat eine neue Lockerung und man durfte wieder verreisen. Würden sie keinen Urlaub haben, wären wir noch nicht weggefahren und hätten noch abgewartet, doch die Gelegenheit bot sich, also mussten wir sie ergreifen!

Montag morgen, 18. Mai um 5 Uhr ging es also los. Dieses Mal ein Familienurlaub, meine Eltern, mein Freund und ich! Das Auto war voll bepackt und die 9-stündige Fahrt, ans andere Ende Deutschlands, stand uns bevor. 

Zeil: Heiligenhafen an der Ostsee.

Heiligenhafen

18.05.2020 - 24.05.2020

Noch nie habe ich die Ostsee oder die Nordsee besucht. Wie so oft, fliegt und fährt man in andere Länder und kennt sein eigenes Land nicht so gut! Dadurch, dass man momentan natürlich nicht international verreisen kann, ist es doch eine perfekte Gelegenheit, sein eigenes Land besser kennenzulernen. Denkst du nicht auch so?

Als wir dem Ziel immer näher kamen, nahm auch der Verkehr immer mehr zu. Es waren tatsächlich schon so viele Urlauber unterwegs! Ich war überrascht, dass sich so viele dafür entschieden haben, heute zu reisen. Man konnte ganz klar erkennen, dass es sich um Touristen handelte, denn man sah die vollbepackten Autos mit ihren Fahrrädern.
Genauso, wie wir auch!

Die kleine Stadt Heiligenhafen liegt circa 130 km nördlich von Hamburg an der Ostsee. Hier soll es hervorragende Spazierwege, Fahrradwege und Aktivitäten für jeden Geschmack geben! Wir hatten vor, viel Zeit in der Natur zu verbringen. Dafür mieteten wir eine Ferienwohnung und verpflegten uns hauptsächlich selbst.

In diesem Beitrag möchte ich nicht nur über Heiligenhafen sprechen, sondern auch auf die neuen Erfahrungen, die durch die Existenz von COVID-19 existieren, eingehen. Ist überhaupt etwas neu?

Schon bei Ankunft zeigte sich, wie anders das Reisen dieses Jahr sein wird!

Unsere nette Vermieterin begrüßte uns mit einem riesigen Abstand und mit einer Maske. Sie wiederholte mehrmals, dass wir Abstand halten sollten und das die Ferienwohnung komplett desinfiziert ist. Tatsächlich war sie blitzblank und roch sogar noch nach Putzmittel! Sie hielt stets Distanz aber betonte sehr, dass alle glücklich darüber sind, dass endlich wieder Touristen und die Gegend kommen. Ein gemischtes Gefühl also, zwischen Angst und Freude.

Die Seebrücke

Auf unserer ersten Erkundungstour durch Heiligenhafen stießen wir direkt auf ein Highlight: Die Seebrücke

Mit ihrer speziellen zickzackförmigen Form und ihren 435 Metern bekommt man einen wundervollen Ausblick auf die Ostsee. Es ist aber nicht nur der Ausblick, der sie speziell macht, sondern auch die vielen Aufenthaltsmöglichkeiten, die sie bietet. Es gibt ein Spielbereich für Kinder, Sonnenliegen und Bänke, ein Badedeck und sogar einen kleinen, verglasten Innenraum.

Bei unserem ersten Besuch, war es sehr windig und kalt, aber da sie einfach zu erreichen ist, waren wir nicht nur einmal hier. Es ist ebenfalls der perfekte Ort, um den Sonnenuntergang zu beobachten! 
Man stellte aber wiederholt fest, dass alle Menschen sehr für sich sind und sie gehen mit einem großen Bogen um dich herum. Außerdem gab es ein Schild, dass man nur in eine bestimmte Richtung gehen sollte, denn der andere Weg war für das Zurückgehen reserviert. Durch diese Wegführung soll also die Begegnung der sich entgegenkommenden Spaziergänger vermieden werden. Neu aber nicht kompliziert!

Hafen und Altstadt

Es gibt einen Yachthafen mit einer schicken Flaniermeile und einen Fischerhafen. Hier kann man gemütlich umherschlendern, die Möwen beobachten und die Meeresluft einatmen. Tom und mein Vater haben sogar von hier aus einen Kutter zum Hochseeangeln genommen. Mann kann einen Platz reservieren und in das Abenteuer starten. Auch könnte man direkt vom Kutter frischen Fisch kaufen oder in einem der vielen Fischrestaurants essen. 

Da mein Vater bereits ein anderes Mal beim Hochseeangeln war, konnte er mir die Unterschiede von letztem Jahr und dieses Mal erklären:
Es durften wohl viel weniger Leute auf den Kutter, die auch mit einem Abstand von einander angeln mussten. Es wurde genau darauf geachtet, diesen Abstand zwischen den Anglern zu gewähren. Das hatte etwas Positives zur Folge, dass jeder mehr Platz hatte, aber der Kontakt zwischen den Fischern war etwas unpersönlicher. 

Am Hafen kann man die bekannten Fischbrötchen essen, doch obwohl man es nicht erwartet, gibt es auch für Vegetarier etwas! Ich hätte es nicht gedacht, doch man musste nur zwischen den kleinen Buden hindurch spazieren und man wird fündig!

In der Altstadt waren alle Geschäfte geöffnet, in die man mit einem Mund-Nasen-Bedeckung hineingehen durfte. Dafür gab es viele Schilder und einige Regeln, die beachtet werden mussten. Zum Beispiel darf nur eine bestimmte Anzahl an Personen in ein Geschäft, es gibt eine Spazierrichtung und die Verkäufer tragen ebenfalls eine Maske. Natürlich muss man sich noch daran gewöhnen, aber ansonsten konnte man alles, wie bisher machen. Es gibt keine Einschränkungen in den Möglichkeiten.

Auch die Restaurants waren hier bereits geöffnet. Sie haben jetzt eine neue Aufteilung, sodass sich alle Tische weiter entfernt voneinander befinden. Mann musste mit Maske bis an seinen Sitzplatz gehen, aber danach durfte man sie abnehmen. Außerdem muss man einen Zettel mit seinen Kontaktdaten ausfüllen, um eventuell den Virus zurückzuverfolgen.

Besonders hat mir die Architektur im Zentrum von Heiligenhafen gefallen! Es ist anders als in Südbayern. Viele Backsteinhäuser zieren die Altstadt und sind in einem einwandfreien Zustand.

Am Wochenende gab es einen kleinen Markt am Rathausplatz. Wenn man sich einem Stand näherte, um etwas zu kaufen, sollte man ebenfalls wieder einen Mund- und Nasenschutz tragen. Alle Leute befolgten die Maßnahmen und kauften fröhlich ein.

Spazierwege und Fahrradtouren

Spazieren kann man nicht nur in der Stadt, sondern auch am kilometerlangen Sandstrand. Sogar die kleine Strandbar war geöffnet, um sich zu erfrischen. 

Die Strandkörbe kennt man aus jeder Zeitschrift, wenn man nach einem Ostseestrand sucht. Sie sind tatsächlich so cool, wie sie aussehen, doch es war noch etwas zu frisch, um am Strand zu verweilen. Aber man konnte jederzeit einen Korb mieten, um die Sonne zu genießen. Es war geöffnet.

Besonders toll war, dass der Strand für Jedermann ist. Es gibt einen Teil zum Entspannen, einen Hundestrand, einen Bereich für Kitesurfer und Wassersportler und ebenfalls einen FKK-Strand. Sonst noch Wünsche?

Das Naturschutzgebiet: der Graswader

Unmöglich zu verpassen ist das 230 Hektar große Naturschutzgebiet, das wie auf einer Halbinsel in die Ostsee sticht. Es gab viele Vögel und Pflanzenarten zu entdecken, doch mein persönliches Highlight sind die bunten, kleinen Häuschen, die direkt am Strand gebaut sind. Mit ihrem speziellen Baustil, den markanten Dächern springen sie sofort ins Auge! Unbedingt muss man sich hier die Zeit nehmen und dieses Gebiet erkunden. Ich kann mir vorstellen, dass sich hier normalerweise viele Touristen tummeln, was zur Zeit nicht der Fall war. Wir konnte die Idylle genießen und die Bewohner wohl auch! Man kann hierher spazieren oder auch mit dem Fahrrad kommen. Am Ende der Straße gibt es einen Fahrradstellplatz, sowie einen Zugang zum Strand.

Wusstest du, dass die Grundstücke in Graswader zu den teuersten in Schleswig-Holstein gehören? Wohnen würde ich hier aber nicht, doch für einen Urlaub ist es sicherlich klasse!

Wenn man ein bisschen mehr von der Umgebung sehen möchte, dann ist ein Fahrrad die beste Wahl! Nur für 5€ am Tag, kann man in Heiligenhafen eins ausleihen, um die Gegend zu erkunden. Wir haben mehrere Fahrradtouren gemacht, denn eigentlich gibt es viel zu sehen.

Um den Binnensee herum und bis zum Leuchtturm sind wir an einem Tag gefahren. Dabei muss man ein Stück am Strand zu Fuß gehen, um die Klippen zu erkunden. Die Möwen, die Meeresluft und Mitten in der Natur, was will man mehr!

Fehmarn

Ein Highlight war unsere Fahrradtour zur Insel Fehmarn!

In circa einer Stunde ist man bereits an der Fehmarnsundbrücke, die ein echter Hingucker ist. Irgendwie haben wir die Abzweigung, die über die Brücke führt, nicht gesehen, sodass wir unter ihr angelangt sind. Der Ausblick von unten hat sich allerdings gelohnt. Das Problem war nur, dass man nun, um auf die Brücke zu kommen, die Fahrräder eine steile Treppe hochschieben musste. Dadurch, dass wir zwei starke Männer mit dabei hatten, war es in Teamarbeit kein Problem!

Über die Fehmarnsundbrücke zu fahren ist ganz speziell! Man hat nur einen kleinen, schmalen Weg, den man befahren kann, doch der Ausblick ist klasse! 

Als wir auf Fehmarn in die Stadt Burg geradelt sind, merkte man dann, dass sich hier viele Touristen aufhalten. Bisher war es eigentlich ganz ok, überhaupt nicht überlaufen oder zu viele Leute unterwegs. Doch hier gab es allerhand Radfahrer, Spaziergänger und in der Stadt Burg, war es voll! 

Hier merkte man nichts davon, dass es einen Virus gibt, oder dass wir uns in einer schwierigen Situation befinden. Wahnsinnig viele Leute schlenderten durch die Straßen, bummelten, aßen Eis und saßen in den Restaurants und Cafés. Auch wir aßen hier zu Mittag und außer der Maskenpflicht, war alles wie immer! Von Krise keine Spur!

Die Natur auf Fehmarn ist fantastisch schön! Alles war grün, blühte und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite! Auf der Insel gibt es noch viele weitere mögliche Radtouren, doch für uns war die Strecke von Heiligenhafen bis nach Burg genug für einen Tagesausflug. 

Fazit

Abstand hier, Mund-Nasen-Bedenkung dort und keine Veranstaltungen. Doch ansonsten kann man ganz entspannt Urlaub machen. Natürlich ist es vorteilhafter, wenn man etwas in der Natur unternehmen möchte, denn so ist man frei. Man vermeidet außerdem zu viel Kontakt mit anderen Leuten und hält die Ansteckungsgefahr gering. Machen konnten wir also alles, was wir wollten, doch eine private Ferienwohnung, eigener Transport sowie das viele draußen sein, waren ganz klar von Vorteil!

Außerdem möchte ich noch hinzufügen wie wunderschön es an der Ostsee ist! Ich habe Lust auf mehr bekommen und würde gerne weitere Küstenstädte und Inseln besuchen. Die Natur ist klasse und die Leute sind sehr freundlich. Falls du einen kleinen, netten Ort an der Ostsee suchst, der sowohl für einen Strandurlaub, als auch einen Aktivurlaub mit der Familie geeignet ist, kann ich dir Heiligenhafen sehr empfehlen!

Ein Tagesausflug in die Stadt Lübeck steht uns noch bevor! Mal sehen, ob es in der Stadt anders ist und ob wir genügend Marzipan essen können.



2 thoughts on “Ostsee – Die erste Reise seit Corona”

  • Hallo Namensvetterin! 😉
    Ein spannender und ehrlicher Beitrag, der das leider nicht mehr so ganz ungezwungene Reisen sehr gut einfängt. Meine erste Reise nach der Aufhebung der Einschränkungen führte mich auch an die Ostsee, und ich würde definitiv sagen, dass die Ostsee mit vielen anderen tollen europäischen Reisezielen mithalten kann. Dennoch brauche ich es persönlich, andere Länder zu entdecken – andere Sprachen, anderes Essen usw. Ich hoffe, dass bald mehr darauf geachtet wird, WIE wir reisen und dass das WOHIN nicht allein ausschlaggebend für ein risikoarmes Reisen ist.
    Liebe Grüße
    Julia

    • Ich bin ganz deiner Meinung Julia, du hast vollkommen Recht!
      Hoffen wir, dass wir bald wieder überall hin ohne Risiko können.
      Danke für deine Meinung, Grüße Jules

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