Tazara – ein Abenteuer mit dem Zug

Zugfahren ist das Beste! Es war eine 22-stündige Fahrt, die sich wie 22 Minuten anfühlten. Eine Reise mit dem Tazara ist nicht nur ein Abenteuer sondern zeigt dir auch die Schönheit des Landes.
Ich kann jedem ans Herz legen es zu tun, wenn ihr die Möglichkeit habt!

Tazara - Ein Abenteuer mit dem Zug durch Tansania

Die Tickets für den Tazara muss man bereits im Voraus kaufen, denn sie sind oft ausgebucht. Der ursprüngliche Plan war es, diesen Freitag zu reisen, da es aber keine Tickets gab, mussten wir unseren Aufenthalt bis zum nächsten Freitag verlängern.

Es gibt drei Kategorien im Zug. Die erste und die zweite Klasse haben Schlafkabinen und sind strikt für Männer und Frauen getrennt. Das heißt, man muss entweder getrennt im Zug reisen, oder das ganze Abteil kaufen, um mit seinem Partner zusammen zu fahren.

In der ersten Klasse gibt es 4 Betten im Abteil und in der zweiten 6 Betten. Da unsere Fahrt mehr als 24 Stunden dauern sollte und Tom und ich diese abenteuerliche Erfahrung zusammen erleben wollten, mussten wir das ganze Abteil buchen. Wir bezahlten also für 4 Tickets in der ersten Klasse, um zusammen zu fahren. Obwohl der individuelle Kauf eines Sitzplatzes in der ersten Klasse teurer ist, ist der Gesamtpreis des Abteils billiger als 6 Tickets in der zweiten Klasse zu erwerben. Gesamtkosten: 60€ 

13.03.2020

Am Freitag den dreizehnten startete ein voller Zug mit einer planmäßigen Abfahrt in Richtung Sambia. Unser Ziel wird eine kleine Stadt namens Mbeya sein, die 800 km und 22 Stunden vor uns liegt.
Behaupten würde ich nicht, dass der Tazara der modernste Zug ist! Aber wenn ich ihn mit dem Zug, den ich in Myanmar über das Goitek-Viadukt genommen habe, vergleichen würde, ja dann ist er wahnsinnig modern!

Unser Zug ist nicht besonders lang, er hat ungefähr 10-15 Wagen, die ich alle während der Fahrt erkundet habe. 
Die Wagen, die sich direkt hinter der Lokomotive befinden, sind die, der 3. Klasse. Hier sieht man gepolsterte Sitze, wie eine Bank für jeweils 3 Personen. Nach der 3. Klasse befindet sich eine Bar, wo sich während der Fahrt viele versammelten, tranken und feierten. Ich war richtig überrascht hier so viele Betrunkene zu sehen. Langweilig war die Fahrt keineswegs!

Danach folgen die Schlafabteile für 6 Personen der 2. Klasse und danach die 1. Klasse. Hier fand man dann auch ein paar Mzungus (weiße Touristen). Hauptsächlich waren es aber einheimischen Familien.

Unser Abteil war also für vier Personen gedacht, mit einem Stockbett links und rechts, sowie ein Tisch in der Mitte. Sehr bequem, da wir ja auch alleine waren, wie ich zu Beginn erwähnt habe, mussten wir das ganze Abteil bezahlen.

Vorsicht: sensible Geschichte

Ein paar Stunden nach Abfahrt hielt der Zug mitten im Nirgendwo. Wir schauten aus dem Fenster, um zu sehen, warum wir anhielten und sahen Leute, die aus dem Zug stiegen. Ihren Bewegungen zufolge, mussten sie etwas suchen, dachte ich. Tom meinte, dass es sich um ein wildes Tier handeln müsse, griff sein Handy und rannte los. Ich hingegen betrachtete das Geschehen aus dem Fenster.

Nach einer gewissen Zeit, in denen einige Männer draußen hin und her liefen, ging die Fahrt weiter und erst dann sah ich es: Wir haben ein großes Tier mit dem Zug überfahren! Um was es sich handelte wusste ich zu diesem Moment nicht, man sah nur einen toten Körper, dessen Anblick unschön war!

Tom erzählte mir später folgende Geschichte:
Als er den Einheimischen hinterher rannte, um ebenfalls nach draußen zu gelangen, sah er durch die offene Zugtür einen Mann, mit etwas wie einen schmutzigen Lappen in der Hand. Er fragte ihn, was los sei und bekam eine Antwort mit einem riesigen Grinsen im Gesicht. „Wir haben eine Kuh überfahren!“ Dieser Mann hob seine Hand hoch und plötzlich war der „Lappen“ als seine wahre Form ersichtlich: ein Stück des toten Tieres! Tom war geschockt, wie dieser ein Stück des toten Tieres hoch hielt, es überhaupt anfasste und dabei noch so glücklich aussah.

Er machte sogar ein Foto von diesem Mann, der fröhlich vor sich hin lächelte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so ein sensibles und irritierendes Foto hier zeigen sollte und entscheide mich dafür, es nicht zu tun. 

Den Rest der Reise genossen wir, wie Kinder. Wir sahen gespannt aus dem Fenster, liefen im Zug umher und unterhielten uns mit den Nachbarn.

Wenn ich die Landschaft in einem Satz zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Unglaublich grün!
Die Bahnstrecke führt durch Berge und Felder, weit weg von den Hauptstraßen. Durch Nationalparks und purer Natur.
Wir hörten, dass man auch wilde Tiere sehen könnte, doch leider hatten wir kein Glück.

Doch die Dörfer, durch die wir hindurch fuhren, waren ein absolutes Highlight. 
Kinder verließen ihre Häuser und rannten an die Gleise, um den vorbeifahrenden Zug zu sehen und um zu winken. Sie kamen barfuß, sie kamen nackt, jeder in seinem Moment, aber alle rannten in die Nähe des Zuges, um ihn nicht zu verpassen. Diese Magie dieser Momente waren unbeschreiblich. Sie schrieben und winkten mit so einer Freude, die wir immer versuchten zu erwidern. Oft, wenn sie uns sahen, wie wir zurück winkten schrieen sie umso lauter.

14.03.2020

Die Nacht war sehr ruhig. Nicht, weil der Zug leise wäre, sondern weil ich meine Ohrstöpsel benutzte und so in meiner eigenen Welt versank. Das Bett war bequem, und so wachten wir mit den ersten Sonnenstrahlen wieder auf.

Als Proviant brachten wir einiges selbst mit. Doch ebenso kauften wir etwas auf der Reise. Denn wo der Zug halt machte, gab es auch Leute, die etwas zum Essen und Knabbern verkauften. Zum Frühstück kauften wir also ein Stück Brot und einen Tee. Dieser war in abgeschnittenen Plastikflaschen gefüllt, wodurch man sehr vorsichtig trinken musste, um sich nicht die Lippen zu verletzen. 

Gegen zwei Uhr nachmittags kamen wir in schließlich Mbeya an. Eigentlich war ich unglaublich traurig anzukommen, ich wollte weiter fahren und dieses Abenteuer verlängern. Nie hätte ich gedacht, dass ich eine Reise nach 22 Stunden nicht beenden wollte. Doch diese Magie, die diese Fahrt mit sich brachte, ist fantastisch!

In Mbeya waren wir die einzigen Mzungus, die aussteigen. Der Rest fuhr bis nach Sambia weiter. Direkt kam ein Junge auf uns zu, der vorgab ein Touristenführer zu sein und uns direkt eine Tour verkaufen wollte. Nach einem kurzen Gespräch tauschten wir tatsächlich Nummern aus und fuhren aber dann erstmal mit einem Bajaj zu unserer Unterkunft. 

Sofort stellten wir fest, Mbeya ist eine kleine Stadt. Kein einzigster Tourist zu sehen und so gefällt es uns am Besten! Wir lieben es, wenn wir pure Kultur kennenlernen können und die Stadt nicht touristisch ist. Die Leute lächelten uns auf dem Weg an, voller positiver Energie kamen wir glücklich an.



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