Daressalam 2.0

Ein Penthouse, indisches Essenkoma und schwierige Entscheidungen. Nicht nur genossen wir die Vorzüge der Großstadt, sonder wir mussten uns auch mit der Realität, des immer näher rückenden Viruses beschäftigen.

Daressalam 2.0

Auf der Rückfahrt von Sansibar nach Daressalam sind wir, im Gegensatz zur Hinfahrt, mit der schnelleren Fähre gefahren. Nicht weil wir es eilig hatten, sondern weil die langsame Fähre tatsächlich nur nachts fährt und 7 Stunden braucht. Es gab nur eine Option und das war uns dann doch zu viel, sodass wir uns dieses Mal für das teurere Ticket entschieden. Doch ehrlich gesagt, war der Komfort auf der Hinfahrt mit dem billigeren Ticket viel höher. Damals hatten wir einen VIP-Raum, nun saßen wir draußen, im Wind, auf Eisenstühlen. Schlimm war es nicht, denn die Reise dauert nur circa 1,5-2 Stunden, in denen ich hauptsächlich vor mich hin döste.

Manchmal frage ich mich, haben wir tatsächlich so viel Glück oder funktionieren unsere Visualisierungen so gut? Auf jeden Fall schickten wir wieder verschiedene Nachrichten an Unterkünfte in Daressalam und eine nette Dame bot uns an, zu einem billigeren Preis, in ihrem Penthouse zu übernachten. Für circa 23€ bekamen wir ein großes, klimatisiertes Zimmer in einem der höchsten Gebäude der Stadt, den Uhuru Heights.

Einen spektakulären Ausblick auf die Stadt durften wir nun vom 23. Stockwerk aus genießen. Sogar einen privaten Pool, nur für das Penthouse, stand uns auf der Dachterrasse zur Verfügung.

Das Gebäude hatte auch ein gut ausgestattetes Fitness-Studio zur freien Benutzung. Es war schön, nach so langer Zeit wieder mal ins Fitness-Studio zu gehen. Als wir in Alicante lebten, gingen wir viermal die Woche, doch daran erinnerten sich meine Muskeln kaum! Wie erwartet schmerzte natürlich alles nach dem ersten Tag.

Es gab ein Fitness-Studio für Frauen und ein separates für Männer. Aus unserem Plan, zusammen zu trainierten, wurde nichts. Auch regte ich mich ziemlich über die Diskriminierung auf, denn die Ausstattung der Studios war komplett anders. Die Männer hatten allerhand Geräte zum Muskelaufbau und Gewichte, hingegen war das Frauenstudio von Ausdauergeräten und Yogamatten geprägt. Dadurch, dass ich selbst Krafttraining bevorzuge, ärgerte ich mich, doch ich passte mich den Sitten an.

Als ich jedoch mit einem Bikini bekleidet in den Pool des Frauenbereichs steigen wollte, wies mich die Trainerin darauf hin, dass ich mich mehr bedecken sollte. Ich verstand nicht, worin das Problem lag. Ich befand mich in einem Raum, ausschließlich für Frauen und hatte Badekleidung an. Doch sie verwies darauf, dass alle mit einem längeren Kleid, einer Hose und T-Shirt badeten und ich das auch tun sollte.
Total unverständlich in meinen Augen, doch eine Diskussion war Zeitverschwendung. Ich bin der Ausländer also muss ich mich anpassen. Normalerweise akzeptiere ich lokale Sitten und Bräuche sofort, wenn es aber um die Freiheit der Frauen geht, bin ich rebellisch. Dennoch war ich irritiert und innerlich sauer, dass ich nicht schwimmen ging und das Thema abschloss. Ich wollte nicht respektlos erscheinen und weiter diskutieren. 

Während unseres Aufenthalts in Daressalam machten wir uns erstmals so richtig Gedanken über den Coronavirus. Mittlerweile sind die Zahlen bereits in Europa gestiegen und obwohl es noch keine Infizierte in Tansania gibt, wollten wir uns darüber ernsthaft Gedanken machen. 

Wir fragten uns, ob wir wie bisher weiter machen sollten. In diesem Moment ist hier alles normal und von Corona keine Spur. Doch das könnte sich in Zukunft ändern, denn eins steht fest: Der Virus wird auch hierher kommen!

Uns kam der Gedanke, dass wir vielleicht in Zukunft von den Einheimischen als potenzielle Bedrohung identifiziert werden, denn der Virus kommt nur durch die Reisenden und wir sind leicht zu identifizieren. Auch wollten wir nicht daran Schuld sein, die Krankheit von Ort zu Ort zu schleppen. 

Diese Gedanken kamen uns in den Sinn, da wir einen Vorfall im Aufzug unseres Gebäudes beobachteten. Wir waren also im Fahrstuhl mit drei Einheimischen, als im siebten Stockwerk vier Chinesen dazu stiegen. Sofort änderte sich die Stimmung im Aufzug, einer drehte sich um, ein anderer hielt sich die Hand vor den Mund und alle waren offensichtlich betroffen und unbequem. 

Sie sagten nichts, aber die Spannung war zu spüren. Die Chinesen stiegen kurz vor dem Erdgeschoss aus und sofort atmeten die Menschen erleichtert auf und kommentierten wie wild über den Coronavirus und lachten dabei. Wir verstanden zwar nichts, doch das Wort Corona war nicht zu überhören.

Zu diesem Zeitpunkt ist China das Land mit den meisten Infizierten, danach folgt Italien.

Zurück in der Großstadt hieß für uns auch zurück im Essenshimmel. Wir übertrieben es und gingen fast täglich indisch Essen. Es ist einfach köstlich, abwechslungsreich und da ich Vegetarier bin, die perfekte Wahl. Normalerweise bestellen wir „Thali“, ein Gericht, das aus verschiedenen Gerichten besteht. So können wir am Meisten probieren und es uns auch teilen, denn die Portionen sind groß!

Diesen Samstag gibt es im Hotel „Holiday Inn“ ein Buffet mit indischem Essen. Man sollte meinen, dass wir es satt haben, doch wir waren Feuer und Flamme auch dorthin zu gehen und uns einen schicken Abend zu gönnen.

06.03.2020

Nach langem Überlegen, Telefonaten nach Europa und Diskussionen entschieden wir, unsere Reise so lange fortzusetzen, bis sich hier etwas ändern sollte. Im Moment ist hier alles normal, warum sollte wir also nicht weiter reisen. Erst wenn sich etwas ändert wollen wir weiter entscheiden, ob wir etwas an unserem Reisestil ändern.

Also machten wir einen neuen Weiterreiseplan:

Ein Abenteuer mit dem Tazara.
Ein malerischer Zug, der von der Daressalam, Tansania bis fast zur Hauptstadt von Sambia fährt. Wir wollen in Mbeya, einem kleinen Ort an der Grenze zwischen Tansania, Malawi und Sambia, aussteigen. Dort soll es spektakuläre Landschaften geben, die einen Besuch wert sind, bevor wir in ein neues Land reisen.

Wir wissen nicht, ob die getroffene Entscheidung die Richtige ist, aber was ist wirklich die richtige Entscheidung? Solange es im Land keinen Virus gibt und die Menschen uns weiterhin so gut wie bisher behandeln, denken wir, dass es das Beste ist.

Wie wird es wohl sein, einen ganzen Tag in diesem Zug durch die Landschaften Tansanias zu fahren?

Übrigens muss ich unbedingt erwähnen, wie komisch die Eier hier sind. Also sie schmecken eigentlich gleich und von außen sehen sie auch gleich aus, aber wenn man sie öffnet sieht man den Unterschied. Sie sind nämlich innen weiß. Also ein ganz helles gelb anstatt ein orange, das wir gewöhnt sind. 90% der Eier, die wir gekauft haben waren innen weiß!

Verpasse kein Abenteuer!

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