Sansibar – Zwischen Paradies und Realität
Weiße Traumstrände, Kokosnüsse und kristallklares, türkisblaues Wasser. All das verspricht Sansibar und es ist tatsächlich wahr! Doch wenn man hinter die Kulissen blickt, sieht man gleichzeitig eine ganz andere Seite der Insel, die von Armut und Plastikmüll geprägt ist.
Zwischen Paradies und Realität
Direkt vor unserer Terrasse wurde ein neues, zweistöckiges Haus gebaut und das Fehlen von Sicherheitsmaßnahmen beim Bau brachte mich zum schmunzeln. Alle Arbeiter gehen barfuß auf den Dächern und balancieren mit Nägeln in der einen und einem Hammer in der anderen Hand. Man muss jedoch sagen, dass sie sehr effizient und schnell im Aufbau waren. In nur wenigen Tagen gelang es ihnen, das gesamte Dach zu bauen, wie man auf der Fotoserie sehen kann.
Nach ein paar Tagen im Paradies, bekamen wir neue Mitbewohner. Ein Paar aus Serbien hatte eines der anderen Zimmer im Haus gemietet und sie machten eine Woche Urlaub auf der Insel. Sie waren sehr sympathisch und wir verstanden uns auf anhieb, sodass sie uns schon am zweiten Tag einluden, mit ihnen die Insel zu erkunden, denn sie hatten ein Mietauto.
In den nächsten Tagen schafften wir es zwar nicht, die komplette Insel zu erkunden, denn wir mussten auch arbeiten, doch wir sahen einiges. Feststellen mussten wir, dass wir nicht annähernd an einem schönen Strand wohnen, sondern dass die Strände im Norden viel schöner und traumhafter waren. Was der Name Sansibar verspricht, puderweiße Traumstrände, Palmen und Kokosnüsse, all das fanden wir dort. Hier befanden sich auch die Luxus-Resorts und die Pauschaltouristen. Wir hingegen waren im einheimischen Dorf, an dem sich die Kitesurfer und Backpacker sammelten. Der Kontrast war extrem, denn dort gab es keine Algen im Wasser, alles wurde penibel gereinigt und hier fand man einen Postkartenstrand. Wenn wir dachten, dass wir schon im Paradies waren, wurden wir nun anders belehrt.
An einem weißen Strand namens Dongwe, an der Ostküste der Insel, verbrachten wir einen wunderschönen Tag. Wir kamen am Morgen an und mieteten ein Boot, um zum Schnorcheln zu fahren. Nach einer kurzen Verhandlung starteten wir zu viert, für 5€ pro Person.
Als wir am Korallenriff ankamen waren wir aber keineswegs alleine, ungefähr 10 weitere Boten tummelten sich hier, denn es gab einiges zu sehen! Bunte Fische, viele Korallen und ein kristallklares Wasser, in dem wir circa 2 Stunden schnorchelten.
Jede Sekunde im Wasser war aufregend! Egal wie oft man Korallenriffe gesehen hat, man staunt doch jedes mal von Neuem, da man in der Unterwasserwelt wirklich in einem anderen Universum ist.
Es gab einige kleine schwarze Fische, die sehr aufmerksam waren und uns sehr genau beobachteten. Man könnte meinen, dass sie sich sofort verteidigen würden anstatt zu fliehen, wenn man näher heran kommen würde. Bleiben konnten wir so lange, wie wir wollten, doch nach einer gewissen Zeit wird man dann doch müde.
Nach einem herrlichen Tauchgang beschlossen wir den restlichen Tag im Lokal eines der Resorts zu verbringen. Es lag direkt im Wasser, denn ein großer Steg führe ins Meer hinein und am Ende gab es Liegen und Verpflegung. Hier tranken wir etwas und genossen diese atemberaubende Location des Resorts. Jeder Augenblick fühlte sich wie pures Glück an. Die Sonne kitzelte deine Haut, das Meer funkelte türkisbau, in der Ferne der weiße Sandstrand mit den Palmen und eine tolle Begleitung. Was will man mehr? Kann noch eine bessere Urlaubsstimmung aufkommen? Ich glaube nicht, denn der Tag war perfekt!
Einen weiteren großartigen Ausflug unternahmen wir in das Affenschutzgebiet, den „Jozani-Wald“. Hier kann man eine spezielle Art von Affen beobachten. Sie sind bekannt als „Red Colobus“, knapp einen Meter groß, ein rötliches Fell und nur vier Finger. Unserem Guide zufolge kommt diese Art nur auf Sansibar vor und kann aus irgendeinem Grund nicht außerhalb der Insel überleben.
Dieser Affe lebt zusammen mit einer anderen Affenart, das ein bläuliches Fell hat. Charakterlich sind sie jedoch komplett verschieden: Die Roten sind ruhig und entspannt, die Blauen könnten hingegen etwas aggressiv sein.
Wir machten eine Wanderung in diesem Naturschutzgebiet, beobachteten die Affen, lernten über die Fauna und sahen sogar viele Mangroven.
Auch heute ließen wir den abenteuerreichen Tag in einem tollen Café am Strand ausklingen. Wir genossen eine Kokosnuss und tolle Gespräche!
Nun möchte ich auch noch von dem starken Kontrast der paradiesischen Strände und Luxus-Resorts berichten. Ja, Sansibar ist ein Paradies, wenn man die schönen und tollen Seiten betrachtet. Doch auch eine andere Seite fiel uns sehr auf. Denn in dem Ort, in dem wir wohnten, und auch andere die wir auf den Ausflügen sahen, gab es keine Spur von einem Paradies! Die Landschaft bleibt immer schön, doch die Dörfer sehen relativ arm aus. Die Häuser der Einheimischen sind einfach und verfallen teilweise. Eigentlich so, wie sonst auch in den Dörfern auf dem Festland: ein einfacher Lebensstil!
Doch da es so eine touristische Insel ist, mit vielen Resorts ist es etwas schockierend im Hintergrund diesen extremen Kontrast zu sehen. Für mich ist es nichts Neues, doch irgendwie dachte ich, dass die Einheimischen hier ein moderneres Leben führen würden. Ich dachte, das die Insel generell reicher und moderner wäre. Doch außer den Resorts ist nichts modern und es gibt kaum einen Unterschied zum Festland. Ebenfalls gibt es viel Müll, besonders Plastikmüll! Wo das Hotel nicht sauber macht, liegt er eben auf dem Boden herum.
Vorstellen kann ich mir sehr gut, dass viele Touristen geschockt sind, wenn sie die Insel Sansibar besuchen. Denn direkt hinter den Hotels und den Traumstränden hört das Paradies auf. Zum aller ersten Mal in Tansania passierte es auch, dass uns Kinder am Strand nach Geld fragten, sogar an uns zogen und bettelten. Wahrscheinlich haben sie gelernt, dass die Touristen ihnen etwas geben und sich angepasst.
Wenn man also als Pauschaltourist eines dieser Resorts besucht und es nicht verlässt, würde man davon nie erfahren. Doch alle Individualtouristen, die auch einheimische Dörfer besuchen oder den öffentlichen Transport benutzen werden eine andere Seite von Sansibar erleben.
Nachdem wir zwei Wochen in Jambiani verbrachten, kitesurften, schwammen und arbeiteten blieb der Wind weg und wir beschlossen weiterzuziehen. Erstmal zurück nach Daressalam, doch ohne natürlich zuerst einen Tag in Stone Town zu verbringen. Die Historische Hauptstadt der Insel würden wir doch nicht verpassen!
Wir fuhren wieder mit dem öffentlichen Transport zurück, mussten zwar lange am Straßenrand warten, bis endlich ein Bus kam, doch der restliche Weg verlief einwandfrei.
Tipp:
In Sansibar gibt es nicht gerade viele Geldautomaten. In Stone Town genügend, aber auf der restlichen Insel nur einen in Paje. Also nehmt genug Bargeld mit, damit es euch nicht auch passiert wie uns, dass wir ohne Geld bleiben, weil der Automat wiederholt leer ist!
Es war ein 180° Wechsel zwischen der extremen Ruhe von Jambiani und dem Trubel von Stone Town.
Hier wimmelte es nicht nur von Touristen, sondern auch von Einheimischen. Stone Town hat eine interessante Architektur und ich empfehle jedem, die Stadt zu Fuß zu erkunden und sich einfach im Trubel zu verirren.
So kann man all die streunenden Katzen, kleinen Geschäfte und die winzigen Gassen zwischen alten Gebäuden, am Besten entdecken.
Ebenso sollte man in ein Stück Geschichte eintauchen und den alten Sklavenmarkt besuchen, sich einen Touristenführer nehmen und lernen!
Wie man sich vorstellen kann, ist auch hier ein Teil der dunklen Geschichte aufzufinden. Auf dem Platz des ursprünglichen Sklavenmarktes steht jetzt eine Kirche, die Sklavenkeller, ein Museum und eine Gedenkstätte. Auf keinen Fall sollte man den Besuch überspringen! Es lohnt sich.
Abends versammeln sich viele Einheimische am Wasser und springen von der Promenade, hinein. Auffällig ist es, dass es sich ausschließlich um Männer handelt, keine Frau haben wir gesehen. Auch ein Markt mit einer immensen Vielfalt, insbesondere an Meeresfrüchten und Fisch, ist einen Besuch wert. Doch dieser Küstenmarkt ist praktisch ausschließlich für Touristen gedacht, denn seine Preise sind dementsprechend angepasst.
Aber wenn man nach einer eher einheimischen Erfahrung sucht, sollte man sich südlicher der Stadt bewegen. Circa einen Kilometer von der Promenade entfernt, findet man nämlich auch einen Markt, an dem ausschließlich Einheimische sind. Alles kostet viel weniger, es gibt Trubel und lokales Essen! Dort genossen wir eine „Sansibar Pizza“ und einen besonderen Nachtisch: ein Glas Obstmischung mit einer roten Soße und alles mit Dattelpüree bedeckt. Eine leckere Delikatesse, die einen Zuckerschock garantiert!
Zum Abschluss des Sansibar-Kapitels möchte ich folgendes noch einmal betonen: Sansibar wird weltweit als eine paradiesische Insel verkauft und aus gutem Grund, denn die Natur, die Strände und das Klima sind wirklich wunderschön! Es ist ein Paradies, um Urlaub zu machen. Aber lass mich dir versichern, dass es weit davon entfernt ist, ein Paradies für die Menschen vor Ort zu sein. Sei dir bewusst: Sobald man das Resort verlässt, findet man eine komplett andere Umgebung. Es lohnt sich auch dorthin auf Entdeckungstour zu gehen.
Vielen Dank fürs Lesen und nicht vergessen, einen Kommentar zu hinterlassen, bevor du weiterliest!