Inselreif
Eine chaotische, hindernisreiche Anreise auf die Trauminsel Sansibar.
- Herausforderung: der Ticketkauf
- Herausforderung: das Geschaukel auf der Fähre
- Herausforderung: die Busfahrt auf der Insel
Inselreif
Hast du schonmal von der Insel Sansibar gehört?
Diese paradiesische Insel befindet sich nur wenige Stunden mit der Fähre von Daressalam entfernt und natürlich müssen auch wir sie besuchen!
Heute wollten wir die Tickets kaufen, um uns morgen auf den Weg dorthin zu machen. Der Kauf der Fahrkarten stellte sich aber als einen Albtraum heraus! Am Hafen herrschte Chaos und man wird von allein Seiten bedrängt, angeschrien, sogar zog man an uns, als wir uns dem Ticketbüro nähern wollten! So viele Männer versuchen einen vor dem Ticketgebäude abzufangen, billigere Tickets anzudrehen und ihre Provision zu ergattern.
Es gibt verschiedene Schiffe und anscheinend bekommen sie eine Provision, wenn sie dich zum jeweiligen Anbieter bringen. Von der unerwarteten Situation waren wir etwas überfordert und ließen uns mehrmals aufhalten. Wir dachten, dass wir zum Ticketschalter gehen, zwei Fahrkarten kaufen und das war’s. Doch letztendlich wurden wir von einem Verkaufsfenster zum nächsten gezogen und mussten uns erstmal sammeln und durchatmen, um bei dieser Überredungskunst einen klaren Kopf zu behalten.
Es gibt zwei verschiedene Fährenarten, die sich in der Dauer und dem Preis unterscheiden. Nur eine von ihnen ist billiger, als alle anderen, dauert aber anstatt 1,5 Stunden, 2 Stunden. Da wir alle Zeit der Welt haben, entschieden wir uns für die langsame Fähre. Sie kostet 20$, während die anderen 35$ pro Person kosten. Jeder wollte dir aber weiß machen, dass diese, billigere Fähre nicht mehr fährt und es sie nicht gibt. Lass dich nicht in die Irre führen!
Die Preise konnte man eigentlich von den Schildern, vor den Verkaufsständen, ablesen, egal was die Verkäufer auf der Straße erzählten. Wenn man es also durch das Gedrängel hindurch schafft, kann man ganz offiziell ein Ticket erwerben. Dennoch versuchen sich einige Verkäufer hinter dich zu stellen, um ihre Provision irgendwie doch zu erhalten.
Beim Kauf stellte sich heraus, dass es verschiedene Klassen gab und dieser Preis von 20$, sich auf die VIP-Kategorie bezog. Wir waren jedoch nicht erlaubt eine billigere Klasse zu kaufen! Alle Touristen und wenn ich Touristen sage, meine ich ausländische Touristen, müssen in die VIP-Kategorie und dürfen keine billigeren Fahrkarten, in der normalen oder Mittelklasse erwerben.
Wir versicherten der Verkäuferin, dass wir keine VIPs sind und ganz normale Karten benötigten, dass wir einfach reisen und nichts spezielles brauchen. Sie beharrte aber auf ihrer Aussage, meinte es sei die Firmenpolitik und dass sie daran nichts ändern könne. Über diese Diskriminierung waren wir sehr erstaunt, doch es war nichts anderes, als sonst auch bei anderen Eintrittspreisen, dass Touristen mehr bezahlen müssen. Hier verkauften sie es dir als etwas „Besseres“, einer speziellen Kategorie in der Fähre.
Alle Tickets, außer die von der billigen Fähre, hätte man auch online erwerben können. Wenn man also genau weiß, was man will und wann man fahren möchte, kann man sich den Trubel sparen!
14.02.2020
Mit dem Rucksack bepackt, fuhren wir von unserem Airbnb mit dem Bus zum Hafen. An dieser Stelle möchte ich nochmals erwähnen, wie toll und modern die Schnellbusse in Daressalam sind! Es ist tatsächlich so einfach mit diesem Bus zu fahren!
Nachdem wir uns am Hafen erneut durch das Gewirr rangen und endlich hinter die Absperrung für Passagiere gelangten, wurde unser Gepäck kontrolliert. Beim Einstieg in die Fähre wurden wir zum VIP-Raum begleitet. Diese Kabine war relativ groß, hatte Platz für circa 30 Passagiere und die Sitze waren wie Sessel, die man in eine Liegeposition bringen konnte. Es gab eine Klimaanlage und zwei große Fernseher, die Korantexte ausstrahlten.
Kurz vor der Abreise kamen 5 weitere Passagiere in unsere Kabine und dann begann die Fahrt.
Das Schiff schaukelte so unglaublich, dass ich mich richtig in meinem Sitz festhalten und versteifen musste. Wir wurden so stark hin und her geworfen, dass mir ganz übel wurde und mein Gesicht ganz weiß war. Mir war überhaupt nicht bewusst, dass es so holprig werden würde, weder dass ich Seekrank werden könnte. Tom war in seinem Sessel versunken und versuchte sich abzulenken, um sich nicht zu übergeben.
Nach einer Weile stabilisierte sich das Boot und die restliche Fahrt verlief besser. Ich spazierte später sogar auf der Fähre herum, um mir alles anzusehen. Dabei stellte ich fest, dass es tatsächlich keine weiteren Mzungus (weiße Touristen) mehr gab. Es wunderte mich ziemlich, denn es hieß, dass Sansibar ein ultra-touristisches Ziel ist. Oder zahlt jeder zusätzlich 15$, um 30 Minuten Fahrt zu sparen?
Die Mittelklasse unterschied sich nicht sehr von unserem Bereich, außer dass es etwas weniger privat war. Die letzte Kategorie saß aber auf Eisenstühlen, was sicherlich nicht bequem ist. Aber die Leute sind so entspannt, ließen sich überhaupt nicht davon irritieren und viele lagen einfach auf dem Boden, zwischen den Stühlen.
Die Ankunft dauerte letztendlich 4 Stunden! Eigentlich sind wir mittlerweile schon viele Wochen in Afrika und ich weiß nicht, warum wir weiterhin an die Geschichte der „2 Stunden“ glaubten. Natürlich dauerte es länger!
Wir stiegen aus, verließen den Hafen und gerieten in einen Schockzustand. Die Menge an Mzungus war beeindruckend! In Daressalam stießen wir kaum auf Touristen, aber hier sind sie überall!
Abgesehen davon, wurde auch sofort klargestellt, dass es sich hier um eine touristische Insel handelt, denn als wir etwas Schnelles essen wollten, kostete das Gericht dreimal so viel, als sonst.
Die Fähre legt in „Stone Town“ an, der Hauptstadt der Insel. Hier gibt es mehrere Sehenswürdigkeiten zu besuchen, aber wir beschlossen den Besuch dieser Stadt weiter nach hinten zu verlegen und uns zuerst auf die andere Seite der Insel zu begeben. Unser erstes Ziel sollte der Ort „Paje“, an der Ostküste der Insel, sein. Wir möchten an diesen Strand fahren, weil er das beliebteste Ziel von Kitesurfern ist und wir es kaum abwarten konnten, den Sport wieder auszuüben.
Um nach Paje zu gelangen, zahlt man entweder ein Taxi, das circa 40€ kostet, oder man fährt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die kaum 2€ kosten. Selbstverständlich haben wir uns für die zweite Option entschieden und es war unerwartet eine Herausforderung!
Das Problem war nicht, den richtigen Bus zu finden, umzusteigen und ans Ziel zu kommen, sondern überhaupt einzusteigen! Das Einsteigen in den Dala Dala (Minibus) war ein Albtraum!
Den Bus, den wir nehmen mussten kam alle 10-15 Minuten, doch es gab so viele Menschen, dass sobald er anhielt, alle in den Bus stürmten. Niemand stellte sich an, befolgte eine Regel oder hatte auch nur etwas Respekt gegenüber den anderen Leute. Das Wort „drängeln“ zu benutzen ist eine riesige Untertreibung. Es war eher eine Schlacht! Dazu kam noch, dass wir unsere Rucksäcke dabei hatten und somit weniger Chancen hatten, in den Bus zu gelangen. Wir schoben, wir schubsten, einmal drückte mich Tom sogar von hinten, um mich hinein zu quetschen, doch 4 Busse vergingen und wir schafften es nicht! Es gab nur wenig Platz in den Dala Dalas und wir konnten dem Gedrängel nicht standhalten.
Ich war mit den Nerven am Ende und hatte wenig Hoffnung. So etwas ist uns noch nie passiert! Klar ist es manchmal eine Herausforderung, den richtigen Bus zu bekommen oder sich reinzuquetschen, aber so etwas wie heute war Premiere.
Ein Mann hatte wohl Mitleid mit uns, näherte sich und sagte dass er uns in den nächsten Dala Dala hineinbringt, wenn wir ihm etwas Trinkgeld zustecken. Wir waren so verzweifelt, dass wir es taten und ihm einen Euro gaben. Dem Fahrer des nächsten Buses gab er das Geld und so hielt der Fahrer uns die Vordersitze frei, ließ uns zur Vordertür hinein und wir stiegen ein. Endlich saßen wir endlich im Bus, verschwitzt, müde und überfordert!
Nach einigen Minuten Entspannung mussten wir so über diese Situation lachen, dass der Busfahrer mit uns lachte. Dieses Geschehen ging auch nicht bei den restlichen Passagieren vorbei, alle schauten und lächelten uns an. Wahrscheinlich schmunzelten viele über uns, so auch wir.
Eine gute Stunde später kamen wir in Paje an. Unterwegs stiegen wir noch einmal um, aber ansonsten klappte der Rest ganz gut. Online hatten wir ein Zimmer bei einer Wohngemeinschaft gemietet. Es kostet nur 12 €, das Haus war einfach und die Leute nett. Paje ist ein sehr kleines Dorf, an der Ostküste von Sansibar. Der Strand hat Palmen, weißen Sand und überall gibt es Kitesurfer! Genau, was wir gesucht hatten.
In einigen Kitesurfschulen fragten wir nach Preisen, um einen Kurs zu machen. Obwohl wir bereits in Kenia Unterricht hatten, fühlen wir uns noch nicht bereit, auf eigene Faust loszulegen. Die Zeit wollten wir nutzen, einen weiteren Kurs zu nehmen und mehr zu lernen!
Wie schon fast erwartet, war es teuer! Immerhin befanden wir uns auf einer sehr touristischen Insel! Fast alle Schulen verlangten das gleiche, zwischen 60-80€ pro Stunde.
Wir wissen, dass Kitesurfen eine teure Sportart ist, wenn man Unterricht braucht, dennoch waren wir nicht bereit, solche Summen zu bezahlen. Ich kann es verstehen, wenn man in seinem 2-wöchigen Urlaub ist und es sich gönnt. Unser Budget wäre dadurch jedoch gesprengt.
16.02.2020
Tom und ich praktizieren nun schon seit mehr als einem Jahr „das Geheimnis“. Um nicht im Detail darauf einzugehen, hier eine Kurzfassung: Wir „stellen uns vor“, was wir wollen! Positive und schöne Gedanken machen wir uns und gehen von einer Idealsituation aus. Wir tun so, als ob es ganz logisch wäre, das diese eintrifft und wir immer bekommen, was wir wollen. Bestimmt haben viele von euch schon vom „Gesetz der Anziehung“ gehört, genau das machen wir! Eine positive Einstellung, mit der wir nur positives anziehen.
Naja, auf jeden Fall stellten wir uns folgendes für Sansibar vor:
Wir wollten eine tolle, bequeme Unterkunft, die nicht mehr als 25€ pro Nacht kosten sollte. In Strand Nähe, wo es eine Kitesurfschule gibt, bei der wir für maximal 20€/Std. Unterricht nehmen könnten. Wir hatten vor, etwas länger auf Sansibar zu bleiben, Sport zu machen, die Insel zu erkunden und zu arbeiten.
Um unser Vorhaben in die Tat umzusetzen, schrieben wir wieder ganz nette Nachrichten an Unterkünfte und fragten nach einem Rabatt. Auf magische Weiße akzeptierte uns eine nette Frau und lud uns ein, in ihrer Wohnung für 20€ die Nacht, zu übernachten. Da diese Unterkunft sich im Nachbardorf Jambiani befand, zogen wir nach 2 Nächten in Paje dorthin um.
Von dieser neuen Unterkunft hatten wir nicht zu viele Infos, daher war alles ein bisschen eine Überraschung. Doch unsere Vorstellungen wurden tatsächlich wieder einmal erfüllt! Die Wohnung war modern, schön und sauber, mit einer großen Terrasse, die perfekt zum arbeiten war.
Der Strand war buchstäblich nur 50 Schritte entfernt und was sieht man da, direkt eine Kitesurfschule! Wir sagten dem Lehrer, dass wir ein niedriges Budget haben, aber richtig Lust, jeden Tag Unterricht zu nehmen. „Kein Problem! Hakuna Matata.“, war seine Antwort. Der nette Kerl bot uns privaten Unterricht für 15€/Std. an. So spektakulär und komisch das klingt, wir bekamen alles, was wir wollten, weil wir es wollten!
Den Rest der Geschichte könnt ihr euch vorstellen. Jeden Tag, an dem es Wind gab, wollten wir Kitesurfunterrichtnehmen. Den Rest des Tages auf unserer Terrasse arbeiten und dieses großartiges Gefühl der Freiheit genießen. Unsere Nachbarn: Eine Bande Affen, die täglich auf den Dächern herumturnten.