Ein Geheimtipp für Wanderer – Die Usambara Berge

Abseits des Massentourismus findet man in den West Usambara Bergen ein Wanderparadies. Hier kann man noch ursprüngliches, unverfälschtes Leben in den Bergen von Tansania erleben. Und genau das wollen wir!

Unterwegs lernen wir etwas von der Landessprache und suchten verzweifelt nach Chamäleons. Findest du auch welche?

Ein Geheimtipp für Wanderer - Die Usambara Berge

Wir beschlossen nicht zum Kilimandscharo zu fahren! 

Ich bin sicher, dass er beeindruckend ist, aber unsicher ob wir ihn besteigen könnten. Ohne Training sollte man es nicht auf die leichte Schulter nehmen und die Illusion haben, denhöchsten Berg Afrikas zu besteigen. Außerdem sind die Preise dieses Abenteuers unglaublich hoch. 

Als Ausgleich fahren wir die Usambara Berge, genauer gesagt in ein kleines Dorf namens Lushoto.

5 Stunden und viele Serpentinen später kamen wir glücklich an.

Lushoto ist eine kleine, verlorene Stadt in den Bergen. Laut Wikipedia sollen hier fast 500.000 Einwohner wohnen, wo diese sein sollen frage ich mich allerdings. Das Dorf, besteht nämlich nur aus wenigen Straßen.

Unser Host ist ein Rastamann. Er wartete bereits auf uns an der Bushaltestelle und brachte uns zur Unterkunft. Das war auch dringend notwendig, denn um dorthin zu gelangen, musste man sich auf eine Wanderung durch die Wildnis begeben. Vorbei an Bananenpalmen überquerten wir einen kleinen Bach und viel Gestrüpp.

Das Haus war geräumig, aber sehr dunkel und feucht. Es hatte kein W-Lan, es war schmuddelig und ungemütlich.
Ist es zu viel verlangt eine Klobrille zu besitzen? Egal ob es die billigste aus Plastik ist, aber Zuhause hat man doch eine Klobrille, oder?

Das Wasser aus dem Hahn ist zwar nie trinkbar, hier war es aber braun und man wollte es nicht zum Zähne putzen, weder zum Duschen nutzen. Das positive war jedoch, das Unser Host sehr nett und hilfsbereit war.

Um die Wanderungen der nächsten Tage zu organisieren, gingen wir zurück ins Zentrum, um uns zu informieren. Schnell fanden wir einen Guide, der uns gut gefallen hat und verhandelten einen Preis aus. 

Da es Abends jedoch sehr stark zum regnen anfing und wie in Strömen schüttete, verschoben wir die Wanderung erstmal auf übermorgen.

01.02.2020

Wir haben uns dafür entschieden, drei Tage zu wandern.

Tag 1: auf eigene Faust zum Irente Aussichtspunkt – Hin und zurück: 17km

Tag 2 und 3: mit einem Guide von Lushoto auf den Gipfel nach Rangwi und bis Mambo – Gesamt: 40km

Zum ersten Mal seit langem schlief ich bis 9 Uhr. Es war still, es war kühl und es gab keine Moskitos. Eine überraschend positive Nacht! Wir frühstückten etwas im Dorf und starteten unsere heutige Wanderung, auf eigene Faust, zum Irente View Point.

Wenn man diese Tour mit einem Guide machen möchte, verlangen sie circa 20€ dafür, aber unser Gastgeber meinte, dass wir dorthin ganz gemütlich alleine gehen können. Das machten wir auch und wir bereuten es nicht.

Circa 2 Stunden brauchten wir bis zum Ziel. Obwohl alle sagen, dass der Weg kürzer ist, gibt es doch zu viel unterwegs zu entdecken, um zügig voranzukommen. Der Weg war wahnsinnig grün und es gab immer wieder interessante Dörfer, Kinder die uns begrüßten und neue Pflanzen. Die Strecke war spektakulär. Während wir einige Dörfer durchquerten, liefen uns die Kinder hinterher, begleiteten uns ein Stück und riefen uns eine Begrüßung zu. Von allen Seiten wurden wir herzlichst willkommen geheißen und jeder wollte einen neugierigen Blick auf uns erhaschen.

Wir wanderten gemütlich zum Aussichtspunkt, als plötzlich eine unglaubliche Geschichte passierte:

Eine Gruppe Jugendlicher näherte sich uns. Sie waren ungefähr 15 Jahre alt, sie tanzten, sangen und filmten sich selbst.

Wir waren ungefähr 30 Meter entfernt, als ich sie sah. Tom holte direkt sein Handy heraus, um sie ebenfalls zu filmen.

Sie bemerkten uns und fingen an, noch lauter zu singen und liefen direkt tanzend auf uns zu, umringten uns und rissen uns in den Rhythmus mit. Wir ließen uns gehen und tanzten wie Verrückte mit. All das mitten im Dschungel! Irgendwo im Nirgendwo tanzten und jubelten wir mit Fremden. Für einen Moment waren wir alle Freunde, voller guter Energie und so plötzlich, wie es kam, verging dieser Moment auch wieder.

Nach einem kurzen Abschied, liefen die Jungs tanzend weiter und wir konnten gar nicht realisieren, was gerade geschehen ist. Wir waren wieder auf unserem eigenen Weg.

Am Aussichtspunkt angekommen, bezahlten wir einen Eintritt von 2000 TSH (0,80€).

Der Ausblick existierte zum Zeitpunkt unserer Ankunft nicht, denn er war  vom Nebel komplett weiß. Wir konnten nichts sehen! Zuversichtlich verweilten wir und warteten ab. Unsere Geduld wurde belohnt, denn nach einer Weile klarte es auf und man sah die fantastische Umgebung.

Zwei Einheimische kamen zu uns auf den Felsen, um uns einen Gleitschirmflug anzubieten.

In diesem Moment schweiften meine Gedanken ab und ich stellte mir vor, wie schön es jetzt wäre, durch die Luft zu fliegen. Doch dann fügte der Mann hinzu: „Es gibt heute zu viel Wind, sodass wir anstatt auf der Wiese auch auf  dem Hügel landen könnten.“ Mit diesem Satz riss es mich aus meinem Traum vom Fliegen, aber das war nicht alles. „Das Problem mit der Landung ist, dass man mit der Stromleitung vorsichtig sein muss, weil es schon Probleme damit gab.“ Ich weiß nicht, welchen Marketingkurs diese Männer gemacht haben, aber Taktgefühl im Verkauf hatten sie nicht!

Nachdem wir den Ausblick genossen haben, kehrten wir zurück ins Dorf. Es stellte sich heraus, dass es meistens nur abends regnet, sodass wir morgen auf die 2 Tages Wanderung aufbrechen wollten.

Ich war voller Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer, obwohl meine Beine bereits nach den heutigen 17 km wehtaten.

02.02.2020

Ein kleiner Rucksack für uns beide sollte für die nächsten drei Tage reichen. Um 08:30 Uhr trafen wir uns mit unserem Führer im Zentrum von Lushoto. Er kam sehr pünktlich, verschwand dann aber, um Proviant für die Wanderung einzukaufen. Bevor er zum Einkaufen ging, bezahlten wir den ganzen Ausflug der kommenden Tage. Und wie in einem schlechten Film, überlegten wir einen Moment, ob wir nicht gerade reingelegt wurden.
Ein unbekannter Mann trifft sich mit den Touristen, sagt er ist ihr Touristenführer und verschwindet mit dem Geld. Diese Fantasie hatten wir und jede Minute, die er nicht zurück kam, wurde unsere Sorge größer. Wir fragten die Leute auf der Straße, ob sie einen Guide Namens Shander kannten. Dann, nach 30 Minuten erlöste er uns von dem Alptraum und kam zurück. Jetzt kann der Tag beginnen.

Die Gruselgeschichte in unserem Kopf mal beiseite gelassen, konnte ich es mir nicht verkneifen zu denken, warum er nicht davor all das erledigt hatte. Wir saßen nämlich blöd am Straßenrand und warteten, anstatt länger zu schlafen, etwas anderes zu tun, oder wenigstens mitzugehen. Typisch Deutsch, ich meckerte!

Erster Tag der geführten Wanderung.

Ziel: Nonnenkloster in Rangwi 

Wir liefen nicht einmal 15 Minuten und schon entdeckte unser Guide ein Chamäleon. Ich war fasziniert! Dieses kleine grüne Ding, saß ganz ruhig im Busch, direkt neben dem Wanderweg. Es war so grün wie das restliche Gras und kaum zu erkennen. Wie konnte unser Guide ihn nur entdecken?

Ich sah ihn kaum, obwohl ich wusste, wo es ist. Das Chamäleon mache einen guten Job mit der Tarnung. Shander nahm das Chamäleon auf die Hand und überreichte es mir. Ich wollte es zuerst nicht, denn ich wollte dem Tier seinen Freiraum lassen, doch es passierte so schnell, da hatte ich es schon auf meiner Hand. Direkt vor meiner Nase, auf meiner Hand sitzend ein neongrünes Wesen. Fasziniert und sprachlos betrachteten wir es. Ich freute mich so sehr, mein aller erstes Chamäleon in der freien Natur zu sehen. Wunderschöne, faszinierende und zugleich seltsame Lebewesen.

So konnte die Wanderung mit bester Stimmung losgehen!

Unser Weg führe über Stock und Stein, durch Gräser, Pfützen, Wälder und Dörfer. Die Umgebung war von der Landwirtschaft bestimmt. Man baute hier Kartoffeln, Karotten, Mais, Zuckerrohr, Kohl und vieles mehr an. Es ist beeindruckend, wie die Menschen alles mit Handarbeit machen, denn es scheint eine sehr harte Arbeit zu sein! Man sieht jung und alt, Mann, Frau und Kinder auf den Feldern arbeiten.

Die Strecke war immer sehr grün und bepflanzt. Wer hat sich „Afrika“ so vorgestellt? In meinen Augen war alles eine Wüste, aber ich habe mich total geirrt, die Landschaft ist einfach grün!

Als wir einen Wald durchquerten hatte man sogar das Gefühl, im Urwald zu sein. Es war so dicht bewachsen, die Affen turnten auf den Bäumen und die Geräusche der Wildnis waren präsent.

An unserem ersten Tag gingen wir 22 Kilometer und waren stets auf der Suche nach Chamäleons. Shander ist ein Experte, er sieht sie überall! Welcher Trick dahinter steckt verstehe ich nicht, denn ich suchte und suchte und fand heute nur ein einziges Chamäleon! 

Die Protagonisten der Wanderung waren bei weitem die Kinder. Während der gesamten Reise sprangen sie überall heraus und schrien Mzunguuuuuu! (ein Wort für weiße Touristen). Manche nehmen dich bei der Hand und begleiten dich ein paar Meter. Jeder spielte auf der Straße, im Schlamm, jagte Hühner oder hütete Ziegen.

Ich muss darauf hinweisen, dass uns während der gesamten Reise keines der Kinder um Geld gebeten hat. Obwohl es schwer fällt sollte man, meiner Meinung nach, ihnen nichts geben! Sonst wird es nur wie an anderen Orten, dass man als eine gehende Brieftasche angesehen wird. Jetzt kommen sie noch aus reiner Freundlichkeit und Unschuld, um dich zu begrüßen. Keine Hintergedanken.

Besonders aufgefallen ist mir auch die Kinderarbeit. Man sieht Jungs mit Macheten, die Stöcke schneiden und sich um das Vieh kümmern. Ebenfalls Mädchen, die Dinge auf dem Kopf tragen und Wäsche im Fluss waschen.

Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich ein Mädchen mit einem 20 Liter Eimer, bis zum Rand voll mit Wasser auf dem Kopf sah. Sie war nicht älter als 12 Jahre. Was für ein Schock, dass zu sehen!


Wir haben bis jetzt viele Frauen mit Dingen auf ihren Köpfen gesehen, das ist hier ganz normal. Aber so ein junges Mädchen, mit so vielen Kilos mitten im Nirgendwo, war doch erschreckend.

Das tolle an der ersten Nacht war, dass wir sie in einem Kloster verbrachten. Hier mitten in den Bergen, leben ca. 70 Nonnen und es gibt ein paar Zimmer für Gäste. Die gesamte Anlage ist sehr gepflegt, es gibt viele Pflanzen, Blumen und Landwirtschaft. Sogar selbstgemachte Marmelade kommt aus dem Garten.

Sehr interessant fand ich es zum ersten Mal so viele Nonnen mit schwarzer Hautfarbe zu sehen. Etwa 80% von ihnen trugen eine Sonnenbrille und ich erinnere mich daran, da generell kaum Leute eine tragen. Eine junge Nonne kam auf uns zu und begrüßte uns ganz aufgeregt: „Willkommen, vielen Dank, willkommen.“ wiederholte sie. Sie war vielleicht 15 Jahre alt und sehr witzig, sie begleitete uns auf unserem Rundgang und brachte uns zum Abendessen.

Das Essen war großartig! Ich hatte zuerst bedenken, ob meine Bitte um vegetarisches Essen tatsächlich vermerkt wurde. Man ist sich nie sicher, ob man nicht doch Hühnchen serviert bekommt. Speziell an diesem Tag, nach all diesen Kilometern, sehnte ich mich sehr nach einer warmen Mahlzeit.

Letztendlich gab es reichlich zu essen, Gemüsesuppe, Nudeln, Gemüse und vieles mehr. Meine Erwartungen wurden übertroffen!

03.03.2020

Am nächsten Tag erwischten wir etwas Regen. Da es die ganze Nacht geregnet hatte, gab es viele Pfützen und überall Schlamm.

Unsere Schuhe sind alt und haben Löcher! Man sollte meinen, dass wir es besser wissen, aber wir nahmen die alten, kaputten Schuhe mit auf unserer Rucksackreise. Du willst gar nicht wissen, wie sie aussehen! Das hatte natürlich zur Folge, dass unsere Socken schnell nass wurden und wir den Rest der Wanderung mit nassen Füßen aushalten mussten.

Um die Zeit und das Wissen von Shander zu nutzen, lernten wir unterwegs etwas Kisuaheli. Wir übten die Zahlen, indem wir sie immer wieder singend wiederholten. Auch verschiedene Begrüßungsarten, sowie weitere Essensnamen lernten wir. Da hier in Tansania wenige Leute Englisch sprechen, ist es sehr wichtig etwas auf der Landessprache zu wissen.

Wie sollte man sonst auf dem Markt einkaufen, wenn du nicht nach dem Preis fragen kannst?
Wie sollen wir sonst mit den Einheimischen essen, wenn man ich nicht nach einem vegetarischen Gericht fragen kann?
Will man Dinge, wie die Einheimischen machen, muss man sich anpassen und etwas der Landessprache lernen!

Unsere zweite Nacht verbrachten wir auf dem Gipfel eines Berges. Die Aussicht war beeindruckend schön, man sah in die Ferne und alles war grün.

Hier konnten wir die Nachmittagssonne genießen, entspannen und den Abend gemütlich am Feuer ausklingen lassen. Obgleich unsere Füße schmerzten, hätten wir noch einen Tag dranhängen können. Denn die Erlebnisse und die Landschaft machten nicht satt.

In den 2 Tagen und 40km Wanderweg habe ich insgesamt zwei Chamäleons gefunden. Es war ziemlich schwer sie zu finden, obwohl ich andauernd suchte. Tom hat ebenfalls zwei andere gefunden, aber Shander ist ein Genie! Sicherlich mehr als 30 Chamäleons, aller Größen und Farben wurden von ihm gefunden. Er musste irgendeinen Trick angewendet haben, denn wir gaben unser Bestes sie alleine zu finden.

Am nächsten Morgen ging es nach einem kurzen Wanderweg im Dunkeln zu einer Bushaltestelle in einem nahegelegenen Dorf. Bereits um 05:30 Uhr morgens nahmen wir den Bus zurück nach Lushoto. Wir waren mit unserem Ausflug komplett zufrieden und ich kann es jedem empfehlen dieses unscheinbare Dorf, in den Usambara Bergen zu besuchen. 

 

Wie viele Chamäleons hast du auf den Fotos in diesem Beitrag gesehen?

 

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