Couchsurfing an Weihnachten
Couchsurfing über die Weihnachtsfeiertage! Heilig Abend mit kenianischer Musik und traditionellem Essen, am Weihnachtstag singend in der Kirche und ein Buffet mit Ausblick.
Couchsurfing an Weihnachten
In der Stadt Kisumu durften wir nun endlich Couchsurfen und bei unserem Host Raphine die nächsten Tage verbringen. Bei Ankunft hatten wir es nicht leicht, sein Haus zu finden, denn es hatte einen sehr komischen Eingang. Man musste durch ein Gebäude hindurch, das im Bau war, um zur Haustür zu gelangen. Echt düster, aber witzig.
Raphine ist ein netter, ruhiger 29 jähriger Mann und wohnt in einer 4 Zimmer Wohnung. Man merkte sofort, dass es eine Wohnung, eines alleinstehenden jungen Mannes war, denn alles war praktisch und etwas chaotisch.
Wer es noch nicht weiß, Couchsurfing ist eine Gemeinschaft von Reisenden, zu der ich seit 2014 gehöre. Darin steht es den Teilnehmern frei, Reisenden eine kostenlose Unterkunft in ihren Häusern anzubieten. Viele Menschen, die nicht reisen können, oder einen kulturellen Austausch mit Reisenden möchten, nutzen Couchsurfing, um „die Reise zu ihnen nach Hause zu bringen“.
Auch wenn es keine Bezahlung gibt, wird ein sozialer Austausch mit dem Gastgeber erwartet. Es ist kein Hotel! Das kann von netten Gesprächen, bis zu einem Kochabend oder weiteren Aktivitäten, je nach Lust und Laune variieren.
So verrückt es auch klingen mag, Couchsurfing ist richtig toll und sehr sicher. Jeder Reisende hat ein Profil mit Bewertungen, die von anderen Reisenden oder Gastgebern individuell geschrieben wurden. Man weiß auch vor Ankunft, ob man auf einem Sofa, in einem Privatzimmer oder sonst wo, schläft.
In meinem Fall habe ich, kein einziges Problem gehabt, während ich in mehr als 40 Häusern, in Südamerika, Nordamerika, Asien, Europa und jetzt auch Afrika, kostenlos geschlafen habe. Hierbei passierten oft die unglaublichsten und interessantesten Geschichten, denn dir wird mit offenen Armen, ein Einblick und die Teilhabe am Leben eines Einheimischen geboten. Vor allem auf meinen Solo Rucksackreisen, war es fantastisch, an einem neuen, unbekannten Ort, wie von einem Freund bereits mit einem Lächeln, erwartet zu werden.
Auch ich habe mein freies Zimmer, in meiner Wohnung, Reisenden angeboten und als Host klasse Erfahrungen gemacht!
24.12.2019 Heilig Abend
Zusammen mit unserem Host wollten wir heute Abend kochen und ein Abendessen zubereiten. Als wir zum Supermarkt gingen, war allerdings die Hölle los. Klar, Heilig Abend muss jeder noch Besorgungen machen. Wir fanden nicht, wonach wir suchten, die Regale waren leer und somit kauften wir notgedrungen Nudeln mit Pesto. Ich weiß, das klingt zwar nicht festlich, aber lecker!
In der Stadt sah man keine Weihnachtsdekoration, weder Werbung, um Geschenke zu kaufen. Es gab zwar einige Süßigkeiten im Angebot, aber eine Weihnachtsstimmung, wie bei uns, konnte man vergebens suchen.
Zuhause erfuhren wir, dass noch mehr Freunde zum Essen kommen und wir alle zusammen den Abend verbringen werden. Wir hatten nur für 3 Personen eingekauft, aber das machte nichts, denn sie brachten noch mehr Essen mit.
Zwei junge Mädchen und 2 Jungs kamen vorbei. Das Menü war ein traditionelles, typisches kenianisches Essen:
Fleisch mit Gemüse und Ugali.
Wir kochten dazu unsere gekauften Nudeln mit Pesto. Zu unserer Überraschung, wusste niemand was Pesto ist, sodass es ein Highlight war.
Der Abend wurde richtig schön, denn alle waren sehr nett und jeder hatte Spaß. Die zwei Jungs hatten eine Gitarre mitgebracht und machten Musik. Sie sangen und spielten, in der Küche wurde gekocht und es kam eine richtig schöne Stimmung auf.
Die beiden Kerle waren in einer Band und erzählten uns von ihren Träumen, berühmt zu werden. Eine typische Geschichte junger Musiker. Ihr Gesang war gut, sehr gefühlvolle, romantische Musik. Es gab zwar keine, uns bekannte Weihnachtsstimmung, aber der Abend war gelungen.
Die Mädchen zeigten uns, wie man Ugali kocht und wir konnten mithelfen. Dann saßen wir alle zusammen am Tisch, mit den verschiedenen Gerichten und ließen es uns schmecken.
Wir haben jetzt zwar schon oft mit den Händen gegessen, aber es war doch etwas komisch, da es Weihnachten war.
Mit Musik im Wohnzimmer, netten Unterhaltungen über das Leben, ließen wir diesen Weihnachtsabend in Kenia ausklingen.
25.12.2019 Weihnachten
Kenia ist ein religiöses Land und an Weihnachten geht jeder in die Kirche. Daher schlossen wir uns Raphine an und begleiteten ihn zur Messe.
Ich war ganz neugierig! Um 10 Uhr gingen wir los, erst zu Fuß und dann doch mit einem Tuk Tuk, um nicht zu spät zu kommen. Wir kamen in einem ärmeren Viertel an. Hier sah man nur kleine Blech- und Lehmhäuser und alle Leute, die vorbei gingen, starrten uns an. Viele Kinder spielten auf der Straße und näherten sich uns, als wir aus dem Tuk Tuk ausstiegen.
Ich weiß nicht warum, aber ich habe mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie hier eine Kirche aussieht. Wir haben schon mehrere Gebäude gesehen, und die Kirchen waren sehr ähnlich, wie wir es kennen. Daher habe ich wohl angenommen, dass es ein ganz normales Gebäude sein wird. Umso überraschter war ich, als Raphine auf eine sehr kleine Blechhütte deutete, welche sich als unsere Kirche herausstellte. Es war ein selbstgebauter Raum mit Wänden und einem Dach aus Blech, mehr nicht.
Diese Evangelische Kirche, hatte circa 6-10 Plastikstühle und auf uns wartete eine Frau mit Kind. Sie hießen uns willkommen und sagte, dass wir noch einen Moment warten müssten, bis die anderen eintrafen. Ich war ganz überrascht über die Situation. In meinen Gedanken, war eine Kirche immer ein schönes, großes Gebäude, zumindest für mehr als 10 Personen. Die ganze Situation machte mich neugieriger, wie wohl die Messe sein wird. Ich fand die Situation klasse! Was für tolle und interessante Erfahrungen einen einfach so finden.
Während wir warteten beobachtete ich die Umgebung. Es gab eine Frau nebenan, die das Geschirr wusch. Mit Eimern auf dem Boden, langsam und sorgfältig. Dahinter ihr Haus aus Lehm, aus dem Kinder barfuß und mit schmutziger Kleidung herauskamen. Mir fiel auf, dass sie uns nicht anlächelten. Bisher haben uns die Kinder eigentlich immer angelächelt. Sie waren zwar auch neugierig aber ohne ein Lächeln. Warum das so ist, blieb nur in meiner Fantasie.
Ein anderer Junge spielte mit einem Eimerdeckel, den er mit einem Stock vor sich her rollte. Auch gab es, in der gleichen Straße, eine Moschee, die allerdings ein Gebäude aus Stein war und sogar schön aussah.
Dann begann die Messe.
Unser Host, Tom, zwei Frauen und ich. Genau so viele Personen waren wir, als wir anfingen. Später kamen noch 2 Männer und noch eine dritte Frau hinzu. Zusammengefasst waren wir 8 Personen in einer kleinen Blechhütte, das war genug, um eine Messe abzuhalten.
Ich war entzückt wie einfach es war. Es wurde laut und leidenschaftlich gesungen, hin und her geschwungen und es schien, allen richtig Spaß zu machen. Keine Stille oder braves Sitzen, sondern Leidenschaft und freier Ausdruck. Auch gab es einen Teil, wo jeder beten sollte, und das tat man laut! Das sah dann so aus, dass jeder laut vor sich hin betete und es ein reines Durcheinander von Stimmen gab. Tom und ich schwiegen während der Gebete und auch während dem Gesang. Wir staunten wie neugierige Kinder und klatschten, als die anderen klatschten. Es gab sogar eine Vorstellungsrunde, in dem jeder vor gehen sollte, um ein paar Worte über Gott und sich selbst zu erzählen.
Ich tat es nicht, denn ich wusste echt nicht, was ich da erzählen sollte. Ich weiß, ich hätte einfach irgendetwas sagen können, aber keiner zwang mich, also wich ich der Geste geschickt aus. Tom traute sich aber und sagte ein paar Worte über uns beide.
Wie in jeder Kirche, gab es am Ende auch eine Spende, die man geben sollte, wir entschieden höflich zu sein und dem zu folgen.
Dann gab es Kuchen! Am Ende der Messe wurde ein Kuchen angeschnitten, den wir zusammen aßen.
Dadurch, dass wir die ersten weißen Personen in dieser Kirche waren, wurde uns die Ehre zugeteilt, den Kuchen anzuschneiden. Es war etwas peinlich da wir gefilmt wurden, aber ich tat es und schnitt das erste Stück. Bevor gegessen wurde, haben sich alle die Hände gewaschen und dann wurde gesungen und getanzt.
Der Besuch dieser Kirche hier in Kisumu war wirklich ein Spektakel. Alles kam anders als erwartet und es war eine klasse Erfahrung.
Als Abendaktivität beschlossen Tom und ich an einem Weihnachtsessen in einem Hotel teilzunehmen. Wir zogen unsere schicksten Klamotten an, soweit es ging und fuhren mit einem Boda Boda (Motorradtaxi) zu zweit, zum Acacia Premier Hotel.
Im zweiten Stock befand sich eine Terrasse mit Pool und vielen Sitzmöglichkeiten. Es gab einen tollen Ausblick auf den See und die Umgebung. Alles sah schick aus und es gab eine Lichterdekoration, die nicht direkt weihnachtlich war, aber das Weihnachtlichste, was wir bisher gesehen hatten. Bis das Buffet eröffnet wurde ratschten wir und genossen das schicke Ambiente. Wir gönnten uns einen eleganten Abend zu zweit und verbrachten mehrere Stunden essend, quatschend und suhlten uns in ein bisschen Luxus, bevor es wieder nach Hause ging.
Ein gelungener, überraschender und schöner Weihnachtstag in Kenia fand hier sein Ende.
Hast du die Weihnachtsfeiertage schon einmal im Ausland verbracht? Vielleicht sogar mit fremden Leuten?
Vielen Dank fürs Lesen und nicht vergessen, einen Kommentar zu hinterlassen, bevor du weiterliest!