Afrikanische Savanne

Die Nacht war kurz, denn meine Gedanken waren bei den wilden Tieren, die man von draußen hörte. Um welche es sich handelte, konnte ich nicht zuordnen, aber mein Kopfkino stellte sich Hyänen und andere Raubtiere vor, die mich in meinen Träumen begleiteten.

Afrikanische Savanne - Masai Mara

Der Wecker klingelte um 06:00 Uhr und nur wenige Minuten später, saß ich mit einer heißen Tasse Kaffe, beim Frühstück. Es gab Toast, Pfannkuchen, Rührei, Bohnen und Würste. Als wir um 07:00 Uhr im Auto saßen, war es hell und der Himmel fast wolkenlos. Ein wunderschöner Tag erwartete uns.

Das Dach des Autos war bereits geöffnet und zu siebt begannen wir ein neues Abenteuer.

Der Weg zum Park, ist so unglaublich schlecht, man kann es kaum glauben! Ich weiß, ich wiederhole mich hier, denn im ersten Bericht habe ich schon darüber gesprochen, aber es ist nur zum Staunen! Die Leute zu Fuß, gehen sicherlich doppelt so schnell! Es ist wunderlich, wie diese Camps, die genug Geld verdienen, nicht investieren, um den Weg vor ihrer Unterkunft, gerade zu machen. Oder liegt es vielleicht nicht in ihren Händen? 

Heute mussten wir nicht mehr am Eingangstor warten und fuhren direkt in den Masai Mara Nationalpark hinein. Uns begrüßten wieder Zebras, Gnus und Gazellen. Keine Wolken, kein Regen, es soll ein perfekter Tag werden. Es gab nur ein kleines nerviges Detail, an das ihr euch sicherlich erinnert, namens „der Kanadier“. Zu erahnen ist, dass es heute zu einer Konfrontation kommen wird, denn er liegt uns bereits seit dem Frühstück in den Ohren.

Gleich zu Beginn sahen wir Büffel, Warzenschweine, und Sträuße. Nach circa einer halben Stunden standen wir im „Stau“, da ein Auto im Schlamm stecken geblieben ist.

Falls ihr euch fragt:
Lohnt es sich mehr, für einen Jeep zu bezahlen, oder ist eine Tour, mit dem Minivan in Ordnung?

Der Preisunterschied liegt sicherlich bei circa 100$ und wir haben uns für die billigere Variante entschieden. Meiner Meinung nach, ist ein Jeep sicherlich schicker und bequemer, jedoch einen praktischen Unterschied würde man wohl erst, bei schlechten Wetterkonditionen merken. Zum Beispiel heute, würde kein Jeep im Schlamm stecken bleiben, ein Minivan jedoch eventuell schon. Platz hatten wir genug und ich meine, dass wir auch an die selben Orte wie die Jeeps gefahren sind. In einer Gruppe von 6 Personen ist er völlig ausreichend.

Während wir im Stau standen, stiegen die anderen Fahrer aus, um zu helfen. Es sieht so unschuldig schön aus, die Landschaft, die Bäume, aber jeden Moment könnte sich ein wildes Tier nähern. Ob die Fahrer ein mulmiges Gefühl haben? Wohl sind sie es schon gewöhnt und wissen, dass die Raubtiere nicht einfach so, zu dieser Zeit kommen und den Menschen angreifen. Im Auto ist es eine Sache, man ist beschützt, aber draußen eine leichte Beute, dachte ich.

Nach einigen Minuten Fahrt, tauchte eine Elefantenfamilie auf.
Mir blieb die Spucke weg!
Es war unbeschreiblich dieses Gewühl, direkt ein paar Meter neben mir waren ungefähr 15 wilde Elefanten mit Babys. Was für prächtige Tiere! Sie stolzierten ganz langsam neben uns her.
Dieser fantastische Moment wurde aber direkt unterbrochen, da natürlich der Kanadier nicht aufhörte, zu reden.
So, jetzt reichts, dachte ich! Wie einfach, man einen magischen Moment so ruinieren kann.

Tom hielt es auch nicht mehr aus:
„Könntest du wohl einen Moment, während wir die Tiere beobachten, ruhig sein? Ich würde gerne die Elefanten in Ruhe betrachten!“
Mit seiner Stimme versuchte er, es nett auszudrücken, um eine große Diskussion zu umgehen, aber es war klar, dass es unvermeidbar war. Sie stritten sich, das Ehepaar stimmte uns zu, ich mischte mich ein und schneller als gedacht, war das Gerede zu Ende.
Ergebnis: Ein sticksaurer Kanadier und eine umso glücklichere Safarigruppe.

Ich versuchte diesen Moment schnell wieder zu vergessen und mich auf die Elefanten zu konzentrieren, doch nach wenigen Minuten zogen sie davon und der Moment war verloren.

Die nächsten Minuten herrschte komplette Stille im Auto. Zum ersten Mal. Dann, nach und nach, sprach er wieder, aber dieses Mal viel leiser und er hörte auch wieder auf, wenn wir Tiere beobachteten und stehen blieben.
Im Endeffekt hatte es tatsächlich etwas gebracht, ihm die Meinung zu sagen, auch wenn er sauer wurde, und die Stimmung für einen Moment ruiniert wurde. Nun konnten wir die Fahrt genießen und das Thema fand ein Ende.

Wir kamen an eine Stelle, wo sich die Autos wieder stauten. Dieses Mal jedoch, aufgrund eines Leoparden. Man konnte ihn allerdings nur ganz leicht im hohen Gras erkennen. Er war dort, aber mehr als ein Ohr und manchmal den Schwanz, zeigte er nicht. Wir warteten und warteten aber er bewegte sich nicht, also fuhren wir weiter.

 

Nur ein paar Meter entfernt, hielten einige Autos an, um eine Pinkelpause zu machen. Einige Touristen stiegen hier aus und gingen hinter den Büschen aufs Klo. Hinter genau so einem Busch haben wir ein paar Meter entfernt einen Leoparden gesehen! Hier soll ich pinkeln?

Ich musste lachen, denn mir war bewusst, dass es den ganzen Tag keine Toilette geben wird, und das die einzige Möglichkeit ist. Es war klar, dass man die Naturtoilette benutzen wird, jedoch unerwartet, so direkt neben den Raubtieren.

Ist es so abwegig zu denken, dass sich etwas nähern könnte, während ich hinterm Busch bin?

Voller Adrenalin und Herzklopfen stieg ich auch aus, ging hinter den Busch und pinkelte so schnell wie noch nie zuvor und stolperte mit halb geöffneter Hose zurück ins Auto.

Wir sahen auf dem ganzen Weg Elefanten, richtig viele, fern und nah. Manchmal neben uns, manchmal überquerten sie die Straße vor uns.

Später sichteten wir zwei Löwinnen die gemütlich spazierten. Ungefähr 20 Meter von uns entfernt.

Danach kam eine Landschaft voller Giraffen. Bestimmt über 30 Giraffen standen wie Bäume, verwurzelt da. Es waren so viele, unglaublich!

Wir hielten, schauten zu, fuhren ein Stück und hielten wieder. So ging es die ganze Zeit voran. Mal gab es nur Gazellen und Antilopen, bis sich wieder ein anderes Tier zeigte.

Im Masai Mara Nationalpark gibt es einen Ort, der die Grenze zwischen Kenia und Tansania darstellt. An diesem symbolischen Platz stiegen wir aus, dennoch war es mir ganz mulmig im Bauch, dort herumzulaufen. Es scheint jedoch relativ sicher zu sein, denn laut Isaac, machen das alle. Wenn das nicht viel versprechend klingt..

Adrenalin am Mara Fluss

Der einzige Fluss im Nationalpark, der nach Tansania in den Serengeti Nationalpark weiter fließt, ist eine Hauptattraktion. Diesen müssen die Gnus und andere Tier in der großen Migration überqueren. Alle Dokus und Aufnahmen, die man online findet, werden hier gedreht! Dieser Fluss ist nämlich nicht nur für uns Menschen, sondern auch für alle, sich nähernden Tiere, gefährlich. 

Es wimmelt hier nur so von Nilpferden und Krokodilen!

Wir parkten den Van, stiegen aus und sofort begrüßten uns bewaffnete Ranger. Einer erzählte uns etwas über den Fluss und die Sicherheitsvorkehrungen, die wir nun treffen müssten. Er würde uns während des ganzen Aufenthalts am Fluss begleiten. Es ist verboten vor ihm zu gehen, weder darf man sich von ihm entfernen. Höchste Aufmerksamkeit ist erforderlich und Vorsicht ist zu bewahren. Der Ranger trug ein großes Gewehr und war sehr ernst. 

Er versicherte uns jedoch, dass jetzt, zur Mittagszeit, die meisten Tiere ruhten, daher sei es eine relativ sichere Zeit.

„Seid ihr bereit, euch Nilpferden und Krokodilen zu nähern?“, fragte er mit einem frechen Grinsen, während er sein Gewehr berührte.

Als wir dem Flussrand näher kamen, erkannte ich die vielen Nilpferde, die in der Sonne lagen. Sie wirken so harmlos und entspannt, seien jedoch extrem gefährlich. Im Wasser konnte man immer wieder einen Nilpferdkopf entdecken, der auf und ab tauchte. Der Wachmann meinte, dass sie nur nachts ans Ufer kommen, um zu essen und tagsüber sich ausruhen. Dennoch sollte man sie nicht unterschätzen oder sich ihnen nähern.

Direkt am Flussufer lag ein riesiges Krokodil. Bestimmt 3 Meter lang. Es war direkt vor uns! Circa 2 Meter entfernt. Ich hatte richtig Gänsehaut, bis er uns sagte, dass es nach dem Essen für 72 Stunden ruht und sich zu dieser Zeit, kaum bewegen wird. Es wechselt zwar etwas die Position, aber normalerweise sind sie ganz starr und schlafen.

Ein paar Meter weiter, noch ein Krokodil, genauso groß und genauso leblos. Dennoch hatte ich die Bilder in meinem Kopf, dass es sich überraschend bewegen könnte und sich einen von uns packt.

Nach dem Flussbesuch fuhren wir weiter, um einen Platz fürs Picknick zu finden. Ich war überrascht, dass Isaac einfach auf einer Wiese neben einem Baum anhielt, zwei Decken ausbreitete und meinte hier sollen wir jetzt essen. Wir taten es, aber ich fühle mich, wie ein Tier dieses Parks. Mit einem Auge essend, mit dem anderen umhersehend, ob nicht doch etwas kommt und uns isst. Ich konnte dort nicht in Ruhe sitzen und essen, ich stand auf, näherte mich dem Auto und war nervös.

Dann plötzlich schaute Isaac konzentriert in die Ferne, was mich noch nervöser machte.

„Packt zusammen, wir müssen los!“, sagte er. Alle waren verwundert und beeilten sich. Erst danach teilte er uns den Grund mit, dass er das Gefühlt hatte, Geparden seien in der Nähe.
Wie kann man dafür ein Gefühl haben?

Wir packten also schnell zusammen und fuhren wie wild los. Tatsächlich trafen wir auf 3 Geparden die es sich unter einem Busch bequem gemacht hatten. Wir standen da, circa 5 Meter entfernt und sahen sie. Da es im Funkradio der Fahrer durchgesagt wurde, kamen aber immer mehr Autos, sodass sie fast umringt waren. Natürlich wurden sie dadurch sehr nervös und es war einfach viel zu viel! Sie waren unruhig und wir waren ebenfalls nervös.

Daraufhin, ganz ruckartig zischten sie los, zwischen den Autos vorbei, entflohen sie den aufdringlichen Menschen, die zu viel wollten. 

Ein paar Meter weiter blieben sie stehen, die Autos fuhren Ihnen hinterher, also entflohen sie noch einmal. Wir gingen nichtmehr hinterher, wir hatten sie schon gesehen und der Fahrer meinte, er will sie nicht weiter belästigen. Sie seien zu nervös, es sind zu viele Autos und man sollte sie nun in Ruhe lassen.

Das Raubtier, das wir aber am nächsten sahen, war eine Löwin. Sie war so nah, das ich ihren atmen hören und fast fühlen konnte. Wie Isaac sie fand, verstehe ich nicht. Denn er fuhr vom Weg ab, zu einem Baum in einer Wiese und hier lag sie. Den Schatten genießend, vielleicht 1-2 Meter neben uns. Nur wir und die Löwin waren hier. Alle still, mit dem Mund vor Staunen geöffnet! Beeindruckend kann ich euch sagen!

Auf der Rückfahrt begegneten wir ebenfalls vielen Elefanten, Giraffen, Büffel und vielen anderen Tieren. Ich war gegen Ende, die einzige, die noch stand. Denn ich konnte es mir einfach nicht nehmen lassen, den Wind in meinen Haaren zu spüren, die Natur zu riechen und den wundervollen Ausblick und die Farben der Landschaft und der Tiere, bis zum letzten Moment, zu genießen.

Seit ich ihn Kenia bin, war heute der beste Tag der ganzen Reise!

Afrikanische Savanne: Pure Freiheit, pure Natur, alles echt und faszinierend!

Der Abend geht mit einem Abendessen und einem kleinen, aber netten Lagerfeuer im Camp zu Ende. Morgen erwartet uns ein kurzer Safariausflug früh morgens und die Rückfahrt nach Nairobi.

Vielen Dank fürs Lesen und nicht vergessen, einen Kommentar zu hinterlassen, bevor du weiterliest!



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