Nairobi Santa Run

Total aus der Puste, bei meinem ersten 5 km Lauf im Nikolauskostüm und der Einzug, in das Horrorzimmer.
Dieser Satz beschreibt wohl am besten das Geschehen, dieser aufregenden Tage. Noch steckt der Schauer dieses Zimmers in meinen Knochen, sowie der Muskelkater in meinen Waden.

Nairobi Santa Run

Aber erstmal zum Anfang. Wir fuhren in ein Dorf, außerhalb von Nairobi, um bei einem Lauf für wohltätige Zwecke teilzunehmen. Da es nur für zwei Nächte sein sollte, buchten wir ein billiges, einfaches Studio.

Das Dorf sah nett aus, ganz einfach und nur Einheimische waren zu sehen. Doch zu unserer Unterkunft mussten wir eine schlammige, holprige Nebenstraße entlang gehen, die von heruntergekommenen Häusern eingereiht ist. Wenn uns unser Host nicht begleitet hätte, hätten wir es niemals gefunden! Kein Straßenlicht und keine Leute waren zu sehen. Mir war es ganz mulmig im Bauch, dort mit meinem Gepäck auf dem Rücken, entlangzulaufen.

Das Zimmer befand sich im Erdgeschoss eines zerfallenen, schmutzigen und nicht bewachten Gebäudes. Ein altbackenes Studio mit Küche, Bett und Sessel erwartete uns. Es sah schockierend aus, denn der letzte Putz schien lange her zu sein, es müffelte nach Schimmel und vom Badezimmer will ich gar nicht erst anfangen. Richtig schmutzig, eine Mischung von braun und schwarz! Nicht mal eine Klobrille gab es! Jedoch war es so billig, dass ich mich eigentlich wunderte, was ich erwartet habe.

Mal ehrlich, was habe ich mir dabei gedacht? Irgendwie war es doch vorhersehbar!

Wieso war ich überhaupt überrascht?

Dass es altmodisch oder einfach ist, störte mich nicht. Die Sauberkeit und der Weg zum Haus, schaurig und dunkel, machten mir jedoch Sorgen. Alle Leute haben uns schon angestarrt, als wir von der Hauptstraße abgebogen sind. Hier mussten wir, bevor es dunkel wird, zurück sein und uns einschließen, denn rumlaufen konnte man hier abends definitiv nicht.

Die Anmeldung zum morgigen Lauf, musste man in der „Two Rivers Mall“ machen, wo auch der Lauf stattfinden wird. Das Einkaufszentrum war das modernste Gebäude, dass ich bisher gesehen habe. Kaum von einem deutschen Einkaufszentrum zu unterscheiden.

Die Einschreibung kostete 25€, die für einen guten Zweck gespendet werden. Man konnte selbst, zwischen 6 Organisationen entscheiden. Ich spendete an eine Mädchenschule der Region.

Als Ausrüstung bekamen wir ein rotes T-Shirt und eine Nikolausmütze. Das machte bereits richtig Lust auf den Lauf, da ich mir vorstellte, wie lächerlich wir wohl aussehen werden! Für einen Moment konnte ich die Unterkunft vergessen und mich auf den morgigen Sport einstellen.

Als wir bei Dämmerung in unsere kleine Straße abbogen, war es wie im Film. Wir gingen so zügig, wie sonst nie, sahen uns dauernd um und jedes knacksen und Geräusch ließ mein Herz schneller pochen. Als dann eine Ziege aus dem Busch kam, erschrak ich so stark, dass ich einen Schrei losließ. Im Zimmer angekommen mussten wir aber laut, über uns selbst lachen, wie lächerlich das doch war!

Wir kochten chinesische, packungsfertige Nudeln und aßen sie, direkt aus dem Topf, auf dem Bett sitzend und sahen etwas kenianische Seifenoper. Die Situation war nur zum Schmunzeln,  denn wir sahen so arm aus, dass man einfach nur darüber lachten kann. Hier sitzen wir, in einem schmuddeligen Zimmer und essen aus dem Topf!

In meinem heiligen, lebensrettenden Hygieneschlafsack eingemummt, versuchte ich mich mit schönen Gedanken, von der Umgebung und den vielen Umgebungsgeräuschen abzulenken. Morgen früh um 07:30 Uhr sollten wir schon bei dem Event sein.

Die Nacht war wie ein Horrorfilm!
Ich konnte einfach nicht einschlafen. Ich stellte mir lauter
gruselige Szenarien vor, die hier in der Wohnung passieren könnten. Was, wenn uns jemand gefolgt ist und hier einbricht? Das winzige Schloss an der Tür, hält niemanden davon ab. Ich schwitzte richtig und zitterte!

Warum bin ich nochmal in Afrika? In so einer unsicheren Gegend (zumindest in meinen Gedanken)?

Was zum Teufel suche ich hier?

Die Geräusche halfen meiner Situation nicht. Man hörte immer wieder, sich nähernde Schritte, lautes Fernsehen und mein Kopfkino hörte einfach nicht auf, zu fantasieren. Ich geriet sogar für einen kurzen Moment ziemlich in Panik und stand kurz davor, dieser ganzen Situation zu entfliehen. In meinen Gedanken nahm ich bereits den Flieger, zurück nach Europa, um dem Alptraum ein Ende zu machen. Mit einem Auge offen, einem rasenden Herzen und nass vom Schweiß, schlief ich dann endlich ein.

Morgens regnete es und ich fühlte mich sehr erschöpft von dieser Nacht, abseits der Realität. Mit Regenjacke ausgerüstet machten wir uns auf den Weg, um dann festzustellen, dass kaum Leute da waren. Erste eine halbe Stunde später, sammelten sich die Läufer und der Moderator fing an, die Teilnehmer zu motivieren. Eine Tanzgruppe animierte die Teilnehmer, laute Musik ertönte, und es wurde getanzt.

Es war total komisch, denn alle Leute tanzten sehr, sehr lange. Sollten wir nicht noch 5 km laufen? Ich konnte auf keinen Fall eine halbe Stunde Zumba vor einem Lauf machen!

Als wir zum Start gerufen wurden, begann eine zweite Runde der Aufwärmung, der ich mich komplett verweigerte. Nein danke! Ich werde mich sicherlich nicht mehr bewegen, sonst krieche ich, anstatt zu laufen.

Es waren viele unterschiedliche Leute dabei. Ein paar Ausländer, sowie viele Einheimische. Es gab Kinder und Familien, wenige ältere Menschen und der Rest zwischen 25-40 Jahren. Eine Gruppe Kinder, die total witzig und süß aussahen, waren mit ihren Nikolausmützen und das T-Shirt, so lang wie ein Kleid, richtig klasse dabei.

Gegen 09:00 Uhr ging es dann endlich los.

Ich war bereit, meine ersten 5 km zu laufen, obwohl die Situation etwas unwirklich erschien. Am Stadtrand von Nairobi, mit einer Nikolausmütze auf dem Kopf, laufe ich nun beim Santa Run für einen guten Zweck.

Der Weg war anfangs sehr holprig. Einige Löcher, es ging auf und ab, dann ein Stück einer Straße entlang, bis man in einem Wohngebiet war. Die kleine Gruppe der Kinder lief eine zeitlang neben uns mit. Ein Mädchen griff sogar nach meiner Hand, um mit mir zu laufen, ein anderer Junge das Gleiche bei Tom.

Ich war froh dabei zu sein, es durchzuziehen und meine ersten 5 km zu laufen. Obwohl Tom fitter war, liefen wir fast die ganze Zeit zusammen. Es war richtig schön, er hat mich viel motiviert und angespornt.

Die Ziellinie war zum greifen nah!

Stolz, überglücklich und mit tropfenden Schweiß kamen wir am Ziel an. Meine Uhr zeigte: 5,5km in circa 40 Minuten.
Ob das nun eine sehr langsame oder normale Zeit ist, weiß ich nicht und ist mir ziemlich egal, denn die letzten waren wir längst nicht. Nairobi Santa Run, wir sagen Danke!

Nach dem Lauf wollten wir nur eine heiße Dusche. Dieser Wunsch wurde uns jedoch verwehrt, denn natürlich hatten wir keinen Strom! Auf der anderen Seite war es gar nicht so schlecht, obwohl man natürlich duschen wollte, hatte niemand so richtig Lust, in das dreckige Badezimmer zu gehen. Also machten wir Katzenwäsche und zogen uns nur um. Keine Dusche nach einem 5 km Lauf. Das ist unsere Realität!

Wir packten unsere Sachen und gingen zurück zum Einkaufszentrum, um den Tag dort arbeitend zu verbringen. Wer würde es schon im Ekelzimmer aushalten!

Wir entschieden uns, in einem Lokal zu arbeiten, denn da gab es ganz bequeme Sofas mit Steckdosen und es war kaum besucht. Doch schnell überkam mich die Müdigkeit. Früh aufgestanden nach einer schlechten Nacht und der Lauf überwältigten mich. Ich beschloss, da niemand im Lokal war, einfach meinen Kopf auf den Tisch zu legen und hier ein kleines Nickerchen zu machen, während Tom daneben arbeitete. Gesagt, getan. 

Ich schlief im Lokal auf dem Tisch!

Danke fürs Lesen und nicht vergessen, einen Kommentar zu hinterlassen!



2 thoughts on “Nairobi Santa Run”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert