Trommeln, Massai & Kamele
Dieses Bett ist eine Katastrophe!
Am nächsten Tag wachte ich sehr spät, um 10:00 Uhr, auf. Ich hatte zwar keine Kopfschmerzen mehr, fühle mich gut, aber gut schlafen konnte man in diesem Bett nicht.
Ein leckeres Obst Frühstück versüßte allerdings den Morgen. Die Mangos und Ananas schmecken einfach fantastisch! Man kann schon feststellen, dass das Obst hier günstig, frisch und lecker ist.
Während des Essens hörten wir von draußen Trommeln und Musik ertönen. Da wir einfach zu neugierige Menschen sind, gingen wir sofort nach draußen. Ich hatte noch nicht einmal mein Gesicht gewaschen und meinen Schlafanzug an, aber wir mussten sehen, was los ist.
Wir wohnten direkt neben einem hinduistischen Tempel und dort wurde etwas gefeiert. Frauen tanzten in bunten Kleidern und Männer trommelten. Die Kleidung funkelte und glitzerte, Lachen und Gesang ertönte, wir beobachteten das Spektakel wie typische Touristen. Nach einer Weile ging der Tanz vom Innenhof des Tempels, weiter auf die Straße. Die Leute lächelten uns an, waren glücklich und verbreiteten gute Laune. Mir war gar nicht bewusst, dass es viele Inder in Nairobi gab.
So viele Dinge, die ich noch nicht weiß. Ehrlich gesagt habe ich im Vorfeld kaum eine Recherche über Nairobi gemacht. Ich wusste weder wie es hier ist, noch was es zum Sehen gibt. Jedoch mache ich jedes Mal das Gleiche und erst vor Ort, informiere ich mich und frage die Leute.
Unser Airbnb Host empfahl uns einen Flohmarkt, der direkt um die Ecke sein sollte. Dort angekommen, fiel sofort auf, dass alle Leute modern und schick waren, es war eindeutig ein Markt für Kenianer mit Geld sowie Touristen. Einige Ausländer waren hier und die Preise dementsprechend teuer. Es gab auch nicht wirklich etwas Interessantes zum Kaufen, wir bummeln also durch den Markt und aßen ein verfrühtes Mittagessen. Wir teilten uns eine Gemüse-Chapati-Rolle mit Süßkartoffeln. Es war sehr lecker, schön hergerichtet aber teuer, circa 9€.
Interessant war jedoch, dass einem vor und nach dem Essen ein heißes Tuch gebracht wurde, um die Hände zu säubern. Es war ein richtiges Baumwollhandtuch, das auf einem Tablett serviert wurde, welches mit einer Pinzette gereicht wurde und dampfte. So was habe ich noch nie gesehen, sehr extravagant.
Auch die Bedienungen waren sehr stylisch. Vor allem die Frauen haben alle andere Haare. Kurz, lang, farbig, ein Afro, geflochten, alles was man sich so vorstellt und alle anders. Sehr cool. Wenn man es so direkt vergleicht, ist unsere Frisurenvielfalt in Deutschland total langweilig gegenüber den Frauen in Kenia.
Sind sie hier mutiger, ausgefallener oder warum ist das so?
Nach dem Markt sind wir mit einem Uber zum Yaya-Center gefahren. Dort sollte es den Maasaimarkt geben. Dieser Markt verkauft traditionelle Souvenirs und ist anscheinend sehr bekannt. Ein musst-see also. Es gibt mehrere Orte in Nairobi, wo man den Markt findet und je nach Wochentag, ändert sich der Standtort. Wir mussten im Internet recherchieren, um festzustellen, wo er heute ist. Es dauerte eine Weile, bis wir in gefunden haben.
Er ist im Parkhaus von dem Yaya-Center. Der Markt selbst war, wie erwartet, sehr touristisch. Nicht mal richtig angekommen, schon wurde man voll gequatscht und aufgehalten, um etwas an ihrem Stand zu kaufen. Wir waren darauf vorbereitet und wiederholten immer freundlich: „Nein danke, nein danke.“ Die Verkäufer waren sehr aufdringlich und manchmal konnte man gar nicht voran kommen, da man sogar an der Hand gehalten wurde, um nicht wegzugehen. Jeder wollte sein Souvenir oder Gemälde verkaufen.
Ich muss jedoch sagen, obwohl die Leute sehr aufdringlich und etwas nervig waren, behielten sie immer ein Lächeln und waren stets freundlich. Niemand sagte etwas unfreundliches oder verhielt sich unangebracht. Es war ein Markt, und genau so ging es hier auch zu, wie erwartet.
Die Leute verkauften viele Dinge aus Holz, Figuren, geflochtene Körbe, Bilder, Taschen und vieles mehr.
Da wir nicht vorhatten etwas zu kaufen, das typische Verhalten eines Backpackers, der nichts kauft und immer nur schaut, blieben wir auch nicht lange auf dem Markt und gingen nach einer kurzen Zeit schon wieder.
Wir wollten nun zu Fuß zurück Richtung Stadt laufen, denn von unterwegs, haben wir einen großen Park gesehen, den wir besuchen wollten. Gleichzeitig wollen wir die Zeit nutzen, die Straßen zu entdecken und uns zu bewegen. Auf der Karte zeigte es an, dass der Park 3,4 km weit entfernt ist, also marschierten wir mit schnellem Schritt los.
Um ehrlich zu sein, war ich mir erst unsicher, ob ich zu Fuß gehen wollte. Es ist einfach so, dass ich bevor wir nach Nairobi gekommen sind, so viel gelesen habe, dass man doch am besten ein Taxt oder ähnliches benutzen sollte, da es auf vielen Straßen nicht sicher ist. Normalerweise ignoriere ich so etwas generell und mache mir selbst einen Eindruck der Situation und entscheide vor Ort. Ich kann es mir kaum vorstellen, dass man am helligen Tag nicht zu Fuß auf der Straße unterwegs sein kann. Es ist richtig, dass es in manchen Straßen und Vierteln ärmer und für uns Deutsche anders aussieht, was aber nichts heißen muss. Auf meinen Reisen gehe ich normalerweise immer sehr viel zu Fuß, und wollte mich auch hier nicht davon abhalten lassen, bis ich nicht aus irgendwelchen Gründen vom Gegenteil überzeugt werde.
Bilde dir selbst eine Meinung von der Situation und entscheide nach deinem eigenen Gefühl!
Schon nach ein paar Straßen fühlte ich mich wohl und sah, dass es total okay ist, zu Fuß zu gehen. Das Viertel war ganz normal, mit einfachen Häusern und viele Leute waren auf der Straße unterwegs. Niemand belästigte uns oder sonstiges. Schnell fühlte ich mich sicher und ich genoss den Spaziergang. Ich glaube jedoch, man muss sich erstmal an die neue Umgebung gewöhnen. Vor allem wenn es so anders ist. Auch nicht zu viel nachdenken und sich zu viele Sorgen machen.
Was sollte schon während des Tages, auf einer belebten Straße passieren?
Am Uhuru Park angekommen gab es eine religiöse Feier die wir und viele andere beobachteten. Danach schauten wir uns den Park an. Es gab viele Freizeitaktivitäten, wie Tretboot fahren, Pferd und Kamel reiten, Hüpfburgen, Kinderkarussell und weitere Familienaktivitäten. Der Boden des Parks war eine Mischung von Schlamm und Gras, wir machen uns richtig schmutzig und teilweise blieb man etwas stecken.
Es war sehr komisch dort, weil uns irgendwie alle anstarrten und beobachteten. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl. Auch gab es viele Obdachlose und Kinder, die zu uns kamen, um nach Geld zu fragen.
Diese Kinder hatten eine Flasche mit irgendetwas in der Hand, was ich in diesem Moment nicht identifizieren konnte. Später erfuhr ich, dass es Drogen sind. Sie schnüffeln Kleber oder so etwas ähnliches. Ich fühlte mich total belästigt und wir gingen immer weg, wenn diese Kinder kamen. Obwohl es ein familiärer Ort war, konnte ich mich einfach nicht entspannen. Es gab keinen einzigen Ausländern dort und das Anstarren hörte einfach nicht auf. Manche zeigten sogar mit dem Finger auf uns.
Es war echt kontrovers. Einerseits sind lauter Kinder und Familien da, es ist ein ganz normaler Tag, andererseits diese Kinder unter Drogen, die uns nicht in Ruhe ließen und das Anstarren empfand ich einfach unangenehm. Ich glaube der Park war generell nicht einer, der sichersten Orte, aber auch nicht unsicher. Naja, es war auf jeden Fall interessant, all das zu sehen, die Einheimischen und diese sehr heruntergekommenen, im Schlamm steckenden Attraktionen für Kinder.
Im Zentrum angekommen stellten wir fest, dass die Gegend ganz anders war, als das, was wir bisher gesehen hatten. Die Straßen waren viel voller, viele kleine Geschäfte und richtig viel los. Auch ganz viele Obdachlose, Jugendliche mit diesen Flaschen, die herum torkelten und uns immer wieder ansprachen. Als wir in der Nähe des Busbahnhofes waren, staunten wir, wie extrem chaotisch und voll es war. Aber es war sehr ähnlich, wie sonst wo anders auch an Bahnhöfen. Typisch Bahnhofsgegend eben.
Wir aßen in einem einheimischen Lokal. Ich hatte Ugali mit Sukuma Wiki. Ugali ist wie Püree aus Maismehl und Sukuma Wiki ist ein Gemüse, ähnlich wie Spinat. Es war lecker, aber sehr sättigendes Essen. Zwei Hauptgerichte, ein Liter Wasser und ein Smoothie kosteten 9€.
Nach Hause fuhren wir wieder mit einem Uber Taxi. Noch trauten wir uns nicht an das öffentliche Verkehrssystem heran, auch die billigen Uberpreise von circa 1-2€ für 4km machten diese Entscheidung nicht schwer.
Es dauerte ziemlich lange, bis der Fahrer kam und während wir warteten, kamen wieder diese Kinder, die uns ansprachen und Geld wollten. Sie schnüffelten an ihren Flaschen, echt komisch. Manche hatten keine Schuhe, waren sehr schmutzig, torkelten umher, ganz arm. In diesem Moment fühlte ich mein Mitgefühl, sie waren so jung.
Als dann endlich unser Auto kam fuhren wir nach Hause, wo wir das Haus ohne Strom auffanden. Der Strom ist ausgefallen und wann er zurück kommt, wissen wir nicht. Der Strom kommt mal einen Moment zurück und ist dann auch wieder weg. Den restlichen Abend saßen wir also im dunkeln herum und unterhielten uns.