Nairobi – Großstadtdschungel
Endlich sind wir in Nairobi angekommen. Willkommen auf dem Kontinent Afrika!
Das erste Gefühl, dass wir uns jetzt tatsächlich in Afrika bewegen, kam bereits im zweiten Flugzeug, in Kairo.
Hier nun endlich merkte man einen Unterschied. Es waren nur wenige Weiße im Flugzeug, welche natürlich alle ganz deutlich Touristen waren. Nicht schwer, mit ihren Hüten und Rucksäcken, zu übersehen. Wir natürlich gut mit dabei, mein auffälliges Nackenkissen stach heraus. Nun endlich wurde ich aufgeregt und emotional, da ich realisierte, dass vor mir eine neue Lebenserfahrung steht, auf die ich mich unglaublich freute.
Der Flug nach Nairobi wurde mit einem viel, viel älteren Flugzeug durchgeführt. Es gab keine Bildschirme zum Filme sehen, es war schmutzig and man merkte richtig, dass dieses Flugzeug schon seine besten Jahre hinter sich hatte.
Angekommen mussten wir ein paar Einreisezettel ausfüllen, um das Visa on Arrival zu bekommen. Das ging ganz schnell und unkompliziert, Zettel abgeben, Pass zeigen, bezahlen und fertig. Sehr unspektakulär.
Unser Plan war es, in der Flughafenwartehalle zu verweilen, da es mitten in der Nacht war. Erst in 3 Stunden konnten wir zu unserer Unterkunft fahren. Vielleicht etwas essen oder schlafen und zu warten, bis es hell wird. Als wir aber nach der Gepäckausgabe raus sind, gab es nur eine kleine winzige Halle mit nichts. Zwei Geldautomaten, ein Geldwechselschalter, ein Taxiservice und eine Sitzbank mit 5 Plätzen. Das war alles. Ohne groß übertreiben zu müssen, befanden wir uns in einer klitzekleinen Wartehalte. Ich musste echt schmunzeln.
Was man sich so vorstellt und wie die Realität dann aussieht, sind oft ganz verschiedene Dinge. Meine Illusion von einem leckeren Frühstück und einem warmen Kaffee zerplatze. Ich war überrascht, fand mich aber schnell mit der Realität ab und besetzte einen der vier existierenden Stühle. Hier verzehrte ich einen überaus gut schmeckenden Lebkuchen, den ich noch von München in der Tasche hatte.
Während wir da so saßen, und uns umschauten, fing es richtig stark an zu Regnen und es tropfte vom Dach in die Halle hinein. Genau an einer Stelle, wo es auf eine Steckdose tropfte. Das war unglaublich. Ich machte mir Sorgen und sprach einen Wächter darauf an. Er zeigte jedoch kein Interesse, weder wollte er mitkommen, um es sich anzusehen oder sonst etwas dagegen zu unternehmen. Ich nahm es hin und setzte mich wieder schön auf meinen Platz und schaute den Tropfen zu. Mittlerweile hatte sich schon eine Pfütze um die Steckdose gebildet.
Bevor wir endlich um 6:20 Uhr hinaus gehen wollten, versuchten wir noch Geld vom Bankautomaten abzuheben, was aber ohne Erfolg blieb. Anscheinend wollte er meine Karte nicht akzeptieren, also blieben wir vorerst ohne Bargeld.
Als wir draußen waren sahen wir aber, dass es noch weitere Banken und auch Handyanbieter gab, wir versuchten es nochmal, auch erfolglos und eine Handykarte bekamen wir auch nicht. „Momentan gibt es keine Verbindung zum Server.“ Mit dieser Antwort und einer Stunde später bestellten wir nun ein Uber Taxi zu unserer Unterkunft. Wir hatten Glück, dass der Flughafen eine Internetverbindung hatte, es Uber gab und wir somit bargeldlos ein Taxt bestellen konnten.
Im Auto eingestiegen und losgefahren fiel sofort auf, hier herrscht Linksverkehr. Die Fahrt war außerdem ein reines Abenteuer. Nicht nur gab es sehr viel Verkehr, sondern die Fahrtweise der Leute war sehr chaotisch. Sie fahren, wie als wären sie ein Motorrad, sie überholen in jeder noch so winzigen Lücke, von links oder auch von rechts, ohne blinken ohne ein Zeichen, einfach ein durchgeschlängelt. Ich kam mir wie in einem Rennmotorrad vor, nur das ich eben in einem normalen Auto saß. Keine Regeln, jeder fährt wie er will. In meinen Augen gab es sicherlich 50 „fast Unfälle„. Alles sehr knapp und eng vorbei, einfach unglaublich. Ich staunte! Es kam aber nur uns so vor und alle anderen fuhren ganz zufrieden dahin. Ob ich mich daran gewöhnen werde?
So wie ich mich kenne, werde ich sicherlich, in ein paar Wochen, all das als ganz normal empfinden und selbst zu viert, ohne Helm auf einem Motorrad sitzen.
Außer der Fahrtweise der Leute, gab es aber noch viel mehr zum Staunen.
Es gab so, so viele Menschen auf der Straße, am Straßenrand und überall, die einfach zu Fuß gingen. Menschen und Menschen.
Ich sah riesige Vögel mit meterlangen Flügeln, über die Dächer fliegen, in den Bäumen und in einem Park sitzen. Als ich sie sah, war es total irreal, denn sie waren gigantisch groß und wir waren mitten in der Stadt. Sie sahen wie Störche aus und auch wie in einem Jurassic Park Film. Es war beeindruckend und unerwartet, diese Giganten hier zu sehen.
Umso lustiger war es aber, dass Tom sie nicht gesehen hatte und ich in diesem Moment, im Auto, so mit mir selbst und der Umgebung beschäftig war, dass ich nichts gesagt hatte. Als ich später aber darüber sprach, meinte er: „Du hast das geträumt. Es gab keine riesigen Vögel.“ Ich musste so stark lachen, fragte mich sogar einen Moment, ob ich in dem ganzen durcheinander einen Tagtraum hatte, war mir dann aber sicher, dass es real war und googelte nach den Vögeln. Es stimmte! Sie sind tatsächlich eine Art Storch. Es gab so viele Beobachtungen, dass ich für einen Moment daran gezweifelt hatte. Einfach urkomisch.
Meine Eindrücke von der ersten Fahrt konnte man damit zusammenfassen, dass es generell recht arm aussah, viele Menschen, chaotisch und definitiv anders. Eigentlich so, wie ich mir Afrika vorgestellt hatte. Es dann mit eigenen Augen zu sehen, war doch irgendwie überraschend und unerwartet, obwohl es erwartend war. Ist das irgendwie verständlich?
Hast du ein Bild im Kopf, wenn du an Kenia denkst?
In der Unterkunft angekommen begrüßte uns unsere Mitbewohnerin und Host Elna. Eine junge, nette Kenianerin die hier mit ihrer Schwester wohnt. Erster Eindruck, sehr nett. Das Haus von außen ein bisschen schockierend heruntergekommen, kaputt und hässlich. Ich dachte, wir wären in einem reicheren Viertel und war darüber etwas verwundert. Das Viertel heißt Parklands. Die Wohnung ist sehr großzügig, unser Zimmer klein, aber genügend. Alles sehr einfach eingerichtet. Das Badezimmer leider schmutzig, aber annehmbar. Heißes Wasser war vorhanden, sie haben so einen elektrischen Duschkopf, der bei Knopfdruck heißes Wasser produziert. Das Kabelwirrwarr über dem Duschkopf irritierte mich etwas, aber das war wohl Standart. Internet gab es auch, sogar Netflix.
Da wir im Flugzeug kaum geschlafen hatten, schliefen wir erstmal bis 10:00 Uhr und stellten fest, dass das Bett eine katastrophale Matratze hat. Es ist zur Mitte gewölbt und man fällt richtig hinein.
Tom liegt schön im Bett und sobald ich mich hineinsetzte, plumpsten wir in der Mitte zusammen und klebten aneinander. Im ersten Moment lachten wir laut los und amüsierten uns prächtig, doch nach einigen Minuten des schwitzigen Zusammenlebens war es doch unbequem und nervig.
Wir zogen los in den Großstadtdschungel, erste Mission: Ein Supermarkt
Unterwegs gab es wieder viele Eindrücke. Erstens, schaute uns jeder an, man fiel richtig auf. Wir liefen und liefen und keine weiße Person zu sehen. Zweitens, war die Straße so unglaublich schlecht, überall Löcher, Hindernisse und Schlamm, dass man während des Gehens auf den Boden sehen musste, sonst fiel man hin oder tat sich weh. Auch hier, viele Leute zu Fuß unterwegs, aber auch viele Autos und Minibusse, die „Matatu“ heißen.
Jeder Eingang zu einem Häuserblock oder Haus hatte jedoch einen Aufpasser und wurde bewacht, genau wie unsere Unterkunft.
Unterwegs lief man an vielen kleinen Hütten, wie ein kleiner Kiosk vorbei, wo etwas verkauft wurde. Auch haben wir den Verkauf von Essen auf der Straße gesehen. Eier, Würste und Brot. An einem anderen Stand gab es warmes Essen, es sah wie Bohnen aus. Einige Einheimische aßen dort. Für mich in diesem Moment noch unvorstellbar dort auf der Straße zu sitzen und aus diesem Topf zu essen. Obwohl ich mich gut an Asien erinnere, dass ich genau das jeden Tag gemacht habe, scheint es momentan noch so absurd und alles in mir sagte: Ich will hier auf keinen Fall essen!
Bin ich kein Backpacker mehr? Bin ich pingelig geworden und zu bequem oder ekelt es mich? Warum, wenn ich doch genau so gegessen habe, immer und immer wieder. Vielleicht muss ich mir auch nur Zeit geben, immerhin ist es der erste Tag. Sicherlich esse ich in ein paar Wochen mit Genuss überall und werde darüber nur lachen. Schritt für Schritt.
Auf dem Weg wurden wir mehrmals nach Geld gefragt, gingen aber einfach vorbei und damit hatte es sich auch erledigt.
Der Supermarkt Carrefour war in einem Einkaufszentrum. Carrefour kannten wir schon aus Spanien und zu allem Erstaunen gab es hier ALLES. Einfach alles, was man sich nur vorstellen kann. Alle internationalen Produkte, von deutscher Schokolade, bis zu meiner geliebten Sojamilch, findet man hier alles, was das Herz begehrt. Hier waren ganz viele Weiße unterwegs und auffällig gut betuchte Leute. Die Preise waren, je nach Produkt, normal und das internationale Sortiment etwas teuer.
Wir kauften ersten Proviant, bezahlten mit Karte und danach schafften wir es endlich, eine Bank ausfindig zu machen, die uns Geld geben wollte. Auch kauften wir uns eine Handy-Prepaidkarte.
Bestes Netz in Kenia: Safaricom
Wir spazierten danach in der Gegend herum, aber eigentlich waren wir ziemlich müde und erschöpft. Also beschlossen wir das Erkunden für heute zu beenden und nach Hause zu gehen.
Abends brummte mein Kopf. Die Reise, so viele neue Eindrücke, der Klimawechsel, alles zusammen waren etwas zu viel für mich. Ich verabschiedete mich also von diesem ersten, aufregenden Tag und ging früh schlafen. Starker Regen wog mich in die Traumwelt.
Gute Nacht aus Kenia.